Rezension

Ein Psychopath, der mir beinahe sympathisch ist...

Ich bin die Nacht - Ethan Cross

Ich bin die Nacht
von Ethan Cross

Marcus Williams, ehemaliger Detective beim NYPD, und Francis Ackerman Jr. haben mehr gemeinsam als sie erst einmal glauben. Beide sind geborene Jäger, nutzen aber ihre Talente ganz unterschiedlich. Williams ist stets bestrebt ist, anderen zu helfen, auch als er schon gar nicht mehr beim NYPD ist – aber kämpft ständig mit sich selbst und seinem Gewissen, weil er jemanden getötet hat. Ganz anders Francis Ackerman Jr. – er nutzt sein Jagdtalent um andere zu jagen, zu fangen, zu quälen und zu töten. Er ist ein Psychopath und er weiß das. Ohne es zu wissen finden sich beide in einem Spiel wieder, in dem sie sich entscheiden müssen, was sie tun – ohne zu wissen, wer dieses Spiel leitet und wie die Regeln sind.

Macus Williams leidet unter dem, was er getan hat und akzeptiert dankbar die Chance, die sich ihm auftut, als er von seiner Tante eine kleine Farm in Asherton erbt. Als urplötzlich seine Nachbarin brutal ermordet aufgefunden wird, deutet alles auf Francis Ackerman Jr – einem psychopathischen Killer, der gerne Spielchen mit seinen Opfern spielt, hin. Gegen seinen Willen landet Williams so in einem undurchsichtigem Spiel um Mord. Korruption, Selbstjustiz und einer ziemlich großen Verschwörung

Handlung vs. Verschwörungstheorien

Es ist ziemlich schwierig, dem Gesamtkonzept des Romans, sofern es eines gibt, zu folgen. Spätestens als die Veschwörungstheorie auftaucht wird es mehr als undursichtig und unübersichtlich. Allerdings habe ich mich dann mehr auf die Handlung rund um Williams und Ackeman konzentriert und den Präsidentschaftskandidaten schlicht ausgeblendet – angesichts der aktuellen tatsächlichen Präsidentschaftswahlen in den USA fiel mir das auch nicht sonderlich schwer :-) Aber die Handlung rund um Williams und Ackerman bietet auch ohne den ganzen Verschwörungskram ausreichend spannendes :-)

Francis Ackeman Jr.

Gerade die Perspektive von Francis Ackeman Jr. bietet jede Menge Einblicke in das Seelenleben dieses Killers und offenbart so manche, beinahe philosophische, Erkenntnis. Nicht, das ihn das vom Töten abhält – so philosophisch ist er nun auch wieder nicht. Aber er will um jeden Preis mehr über Marcus Williams wissen und er will sich mit ihm messen. Gelegenheiten dazu haben die beiden reichlich und neben den erwähnten philosophischen Exkursen gibt es jede Menge handfeste Action in Form von Schießereien, Explosionen, Feuer und jeder Menge blutigen Details.

Marcus Williams

Aber auch die Perspektive von Marcus Williams ist sehr spannend, denn er hinterfragt immer wieder sein Tun und kämpft mit seinen Erinnerungen. Er verliebt sich, schon vor dem Mord an der Nachbarin, in Maggie, die Tochter des Sheriffs. Aber die beiden müssen flüchten und hinterlassen dabei ein Spur aus Leichen, die Marcus immer wieder zweifeln lassen, ob er wirklich das richtige tut – und immer wieder hat Ackerman irgendwie seine Finger im Spiel. Der große Showdown wird ausgesprochen feurig und wartet am Ende mit einigen Überraschungen auf.

Hollywoodmäßiges Ende

Dieses Ende fand ich vollkommen überzogen und reichlich unglaubwürdig – sehr hollywoodmäßig eben. Trotzdem hat mir das Buch als solches viel Spaß gemacht, das Zusammenspiel von Ackerman und Williams fand ich spannend und so konnte ich von der Auflösung, die mir der Ethan Cross als Autor angeboten hat, ganz gut ein bisschen Abstand nehmen. Ich hoffe, mit dem nächsten Buch, Ich bin die Angst, kehrt ein bisschen mehr Ruhe ein – denn das werde ich auf jeden Fall lesen bzw. hören :-)

Der Sprecher

Der Sprecher dieses Hörbuchs ist Thomas Balou Martin, der mir hier ein wirklich tolles Hörvergnügen bereitet hat. Er spricht die unterschiedlichen Personen mit entsprechenden Betonungen, die stets passend sind, ohne übertrieben zu wirken. Vor allem ihm verdanke ich die eine oder andere Gänsehaut, wenn er Francis Ackermans Gedanken formulierte :-)

Mein Fazit:

Ich bin die Nacht ist ein durchaus spannendes Buch, das Lust auf weitere Teile macht. Ich fand es ein bisschen drüber und unübersichtlich  – aber ich hoffe beim nächsten Band wird es ein bisschen übersichtlicher, ohne dabei die Spannung zu verlieren.