Rezension

ein Roadtrip mit drei Teenagern und einem Baby .... und es lohnt sich einzusteigen

Wo ein bisschen Zeit ist ...
von Emil Ostrovski

Bewertet mit 4 Sternen

"Wo ein bisschen Zeit ist ...." wurde mir als Geheimtipp ans Herz gelegt und die Inhaltsangabe versprach genau das, was ich mir wünschte: Tiefsinniges kombiniert mit Humor. 
Doch nach einem kurzen Prolog wurde ich zu einem deprimierten Jack und seinen recht verwirrenden Gedanken geworfen. Er studiert sogar an einem Suicid herum, doch als er die erste Pille schlucken will, klingelt sein Handy und seine Exfreundin eröffnet ihm, dass sie in wenigen Momenten sein Kind zur Welt bringen will. 
Als Jack dann seinen Sohn in den Händen hält, nimmt das Schicksal seinen Lauf  -  oder besser gesagt: Er nimmt seinen Sohn und möchte ihn seiner an Alzheimer leidenden Grossmutter vorstellen.
Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Jack geschildert. Er ist ein sympathischer Teenager, der jedoch noch seinen Platz in der Gesellschaft sucht. Er macht sich Gedanken über Gott und die Welt und führt mit seinem Sohn, den er liebevoll Sokrates nennt, imaginiere Diskussionen, die sehr philosophisch und manchmal auch etwas abgehoben sind. So sind in Emil Ostrovskis Debüt das Erwachsen werden, die Freundschaft, der Sinn des Lebens im Allgemeinen zentrale Fragen, die zum Mitdenken anregen.
Die Geschichte, die Sprache ist sicher keine einfache und doch kommt der Humor nicht zu kurz. Als Mutter muss man zwar das eine oder andere Mal wegschauen - denn wer füttert schon ein Neugeborenes mit Apfelmus? - doch die Kombination von viel Philosophie mit einem rechten Schuss Ironie, tut gut.
"Wo ein bisschen Zeit ist ..." ist ein ungeschliffener Diamant, der wohl nur von einem kleinen Teil Leser entdeckt wird - und wohl auch beim Zielpublikum keinen Hype auslösen wird. "Wo ein bisschen Zeit ist ...." ist weit weg von Mainstream, lässt sich nicht einfach locker flockig weglesen. Man muss etwas dafür tun und bekommt dafür eine tiefsinnige, aber trotzdem unterhaltsame Suche eines Teenagers nach sich selbst und seinem Platz in der Welt und dabei den Spagat zwischen Kindskopf und Philosoph beherrscht.
Fazit:
"Wo ein bisschen Zeit ist ..." ist ganz bestimmt nicht jedermanns Sache. Dazu ist es zu anders, zu speziell, zu philosophisch .... jedoch auch witzig und herzerwärmend.
Ein Roadtrip mit drei Teenagern und einem Baby .... und es lohnt sich einzusteigen.