Rezension

Philosophisch, abgefahrener und doch hoffnungsvoller "Roadtrip"-Roman

Wo ein bisschen Zeit ist ...
von Emil Ostrovski

Bewertet mit 3 Sternen

Drei Teenager und ein Baby - auf der Flucht vor der Polizei und auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Ein Roadmovie-Roman. Der 18-jährige Jack Polovsky entführt seinen neugeborenen und zur Adoption freigegebenen Sohn, um ihn seiner dementen Großmutter zu zeigen. Und so gerät alles aus den Fugen. Jack kauft ein Auto, holt seinen besten Freund Tommy und später auch die Mutter des Kindes dazu, und gemeinsam sind sie zwei Tage lang auf der Flucht vor der Polizei. Jack bespricht dabei schon mal die ganz großen Themen des Lebens mit seinem Sohn. Der heißt nämlich Sokrates – zumindest für Jack. Am Ende wird alles gut: Jack bekommt Besuchsrecht, das Baby Sokrates bekommt einen richtigen Namen und sie finden (fast) den Sinn des Lebens.

Es ist schon eine Weile her, dass das Buch „Wo ein bisschen Zeit ist …“ als Überraschung bei mir ankam. Hierbei handelt es sich um den Debütroman von dem 23-jährigen Emil Ostrovski.
Als der halbwüchsige Teenager Jack sich gerade mal wieder mit Suizidgedanken trägt, erfährt er durch ein Telefonat, dass er gerade Vater wird. Seine Exfreundin bringt seinen Sohn zur Welt, während die Adoptiveltern schon im Hintergrund warten.
Was nunmehr folgt, erscheint erst mal wie eine Kurzschlußhandlung. Im Krankenhaus sieht er sein Kind und einer Eingebung nach muss er es unbedingt seiner dementen Großmutter zeigen, bevor sein Sohn zu den Adoptiveltern kommt.
Sokrates, nach dem griechischen Philosophen, so nennt er seinen Sohn. Wahrscheinlich nicht ohne Grund, denn aus dem philosophieren kommt man während der ganzen Handlung kaum raus. Mit seinem Freund Tommy und letztendlich auch der Mutter des Babys macht er sich auf den Weg zu seiner Granny. Der Roadtrip beginnt – Auf der Flucht vor der Polizei.
Der sonst so voller Selbstzweifel geplagte Jack entwickelt während der Reise eine ganz besondere Beziehung zu seinem Sohn. Er unterhält sich mit ihm über Gott und die Welt, über den Sinn des Lebens. Tja, man könnte denken, Jack hat irgendwie eine Macke.
Der Klappentext ist schon eine exakte Inhaltszusammenfassung.
Sicher ist das Buch nicht ganz einfach zu lesen, denn bei mir traten schon einige Fragen auf, die unbeantwortet blieben. Wie die Jugendlichen mit dem Baby umgehen, irgendwie schon verrückt, aber immer ums Wohlergehen besorgt, war schon rührend zu lesen.
Die Reise der drei Protagonisten und dem Baby ist gefühlvoll und doch teils sehr widersprüchlich geschrieben. Die Handlung scheint anspruchsvoll, und doch wurde die Sprache der Jugend nicht aus den Augen verloren. Allerdings war der Schreibstil des Autors sehr gewöhnungsbedürftig.
Mit gemischten Gefühlen habe ich mich durch die Story gelesen. Vielleicht lag es daran, dass es nicht ganz meiner Richtung entsprach. Es hatte den Anschein, dass es auf einem sehr hohen Niveau geschrieben ist, anspruchsvoll und nicht mal eben so gelesen. Ob es allerdings in die Kategorie Jugendbuch passt bzw. für alle Jugendliche geeignet ist,  da habe ich meine Zweifel. Wie hat mir das Buch gefallen, diese Frage stellte sich zum Schluss. Eine klare Antwort kann ich nicht geben. Wie es halt im Leben so ist, Geschmäcker sind verschieden.