Rezension

Ein Schnupfen hätte eben nicht gereicht

Ein Schnupfen hätte auch gereicht - Gaby Köster, Till Hoheneder

Ein Schnupfen hätte auch gereicht
von Gaby Köster Till Hoheneder

Bewertet mit 4 Sternen

Gaby Köster ist mit 47 Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Fernseh- und Comedykarriere, als sie am 08.01.2008 einen schweren Schlaganfall erleidet. Nach 3,5 Wochen künstlichem Koma steht fest: Sie wird es überleben, aber um welchen Preis?

In Ihrem Buch, das sie gemeinsam mit ihrem guten Freund Till Hoheneder geschrieben hat, versucht sie, diese Erfahrung zu verarbeiten: Plötzlich vor dem Nichts zu stehen. Die linke Körperhälfte gelähmt, eine Mutter von 70 Jahren, die nun ihre Tochter samt Haushalt, 5 Hunden und pubertierendem Sohn versorgen muss und den psychischen und körperlichen Höhen und Tiefen der Erkrankung. Der Erfahrung, wer wahre Freunde sind und zu einem halten und wie ein Leben abseits der Bühne aussehen kann.

"Ein Schnupfen hätte auch gereicht" hat Gaby Köster ihr Buch betitelt. Nach Lektüre dieses muss ich nun sagen: "Nein, er hätte nicht gereicht!". Schließlich schreibt sie ja ganz offen, wie sich der Schlaganfall deutlich im Vorfeld anbahnte, sie aber alle körperlichen Anzeichen des Burnouts ignorierte und einfach immer weiter ihr Programm durchzog. Bis der Körper einen Schlussstrich zog.

Es machte mich als Leserin auch sehr betroffen, mal hinter die Kulissen der "heilen" Fernsehwelt zu blicken. So beschreibt sie schonungslos, wie belastend so ein Leben auf der Überholspur sein kann, auch wenn sie ihren Job geliebt hat. Ich kann mich noch sehr genau erinnern, dass ich früher oft "Ritas Welt" oder "7 Tage, 7 Köpfe" gesehen habe und hätte es nie für möglich gehalten, dass hinter den Kulissen dieser "Spaßveranstaltungen" auch nur heftigster Druck, Stress, und "Zähne zeigen" zum beruflichen Überleben helfen.
Ich wünsche Frau Köster auf jeden Fall von ganzem Herzen weiterhin viel Erfolg auf ihrem beschwerlichen Weg zurück ins Leben und hoffe trotzdem sehr, dass wir sie irgendwann wieder im Fernsehen sehen werden. Denn ihr zynischer Humor fehlt einfach.