Rezension

Ein spannender Zeitreisekrimi

Shining Girls - Lauren Beukes

Shining Girls
von Lauren Beukes

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Killer, der unauffindbar ist, weil er durch die Zeit reisen kann. Morde, deren Zusammenhang nicht entdeckt werden, da sie zu weit auseinander liegen. Und ein Mädchen, dass ihn überlebt hat und gegen alle Widerstände auf die Jagd nach ihm geht.

Haper Curtis lebt zu Beginn des Buches Anfang der 30er Jahre des 20 Jahrhunderts. Er wohnt in den Slumps und wird gejagt, nachdem er jemand anderen brutal zusammengeschlagen hat. Durch Zufall gelangt er an einen Schlüssel zu einem Haus, in welchem er sich dann vor seinen Häschern versteckt. Im Obergeschoss erwartet ihn ein Zimmer, dass sein Leben für immer verändern wird und zusammen mit dem Haus reist er fortan durch die Zeit auf der Suche nach seinen Shining Girls.
Kirby Mazrachi ist ein solches Mädchen und wird Ende der 80er Jahre eines seiner Opfer. Harper richtet sie grausam zu und es ist ein Wunder, dass sie seinen Angriff letztendlich doch überlebt hat. Angetrieben von Angst und Rachegefühlen beginnt sie zu recherchieren, um dem Geist auf die Schliche zu kommen.

“Shining Girls” hat zwei Protagonisten.
Harper Curtis ist brutal, kaltblütig und lässt sich von seinen Wahnvorstellungen bezüglich seiner Shining Girls antreiben. Für ihn gibt es keinen anderen Lebensinhalt. Er ist einfach böse und kostet dies in vollen Zügen aus. Dennoch versucht er auch immer wieder Fuß zu fassen, sein Dasein einem normalen Leben anzunähern. Er wird vielschichtig beleuchtet und man spürt seinen inneren Drang fast selbst beim Lesen.
Kirby Mazrachi kommt aus einem unkonventionellen Haushalt. Ihre Mutter ist alleinerziehend, Künstlerin und eher offen in allen Lebensbereichen. Kirby selbst ist ein ziemlicher Wildfang mit eigenem Kopf und wird eines Tages durch den Angriff von Harper total aus der Bahn geworfen. Nachdem sie den Mordversuch knapp und gezeichnet überlebte und die sichtbaren Wunden verheilt sind, recherchiert sie dem Täter hinterher, der von der Polizei nicht im Geringsten ausgemacht werden kann. Dann trifft sie auf Dan, einen Sportjournalisten, durch den sie tiefer in die Materie eintauchen kann. Gerade ihren Charakter mochte ich sehr, da er authentisch, unkonventionell und mir sehr sympathisch beschrieben wurde.

Der Schreibstil von Beukes konnte mich begeistern. Die Autorin versteht es in meinen Augen ihre Charaktere menschlich und realistisch aufzubauen. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und vor allem die witzigen Stänkereien zwischen Kirby und Dan sind grandios.

Dennoch hat Beukes durch die gewählte Erzählweise auch ein Problem geschaffen. Jedes Kapitel erzählt abwechselnd von Harper und Kirby und teilweise auch anderen Nebencharakteren. Beukes springt hier also Kapitelweise durch die Zeit und dies nicht immer chronologisch. Man muss sich daher erst einfinden und ein Gespür für die roten Fäden finden, bevor sich nach und nach alles zusammenfügt. Daher empfand ich das Lesen als anspruchsvoll, da man sehr aufmerksam bleiben muss, um nichts durcheinander zu bringen.

Für mich war “Shining Girls” auch eher eine Mischung aus Krimi und Thriller mit fantastischen Elementen als ein reiner Thriller. Es gibt sehr viel Recherchearbeit seitens Kirby und man fragt sich, wann sie endlich den entscheidenen Hinweis erhalten wird, der ihre Augen öffnet. Der Klappentext des Buches verspricht hier eher eine dramatische, spannende Jagd durch die Zeit, diese gibt es jedoch anders als erwartet.
Gleichzeitig begleitet man Harper auf seinem Weg und damit auch bei seinen Morden, die teilweise sehr plastisch und schrecklich beschrieben sind, gerade weil er dabei so kaltblütig vorgeht. Vor allem die Morde, die aus Opfersicht beschrieben wurden, haben es in sich und zeigen gleichzeitig viele unterschiedliche, starke Frauen, die aus ihrem Leben gerissen wurden.

Lauren Beukes Debüt im deutschsprachigen Raum war für mich ein tolle, wenn auch etwas anspruchsvolle Leseerfahrung. Ich habe das Buch sehr genossen, finde ihren Schreibstil sehr gut und werde die Augen nach weiteren Werken offen halten.