Rezension

Ein Stubenmädchen zwischen den Etagen

Die Abenteuer der Cluny Brown - Margery Sharp

Die Abenteuer der Cluny Brown
von Margery Sharp

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Buch der englischen Schriftstellerin Margery Sharp, 1944 erstmalig erschienen, ist eine literarische Wiederentdeckung des vergangenen Jahres.

Geschildert wird die Lebensgeschichte von Clover , Spitzname „Cluny“ Brown, die nach dem Tod ihrer Eltern von Onkel und Tante aufgenommen wird. Onkel Arnie Porritt , von Beruf Klempner und seine Frau Floss kümmern sich um das Mädchen, doch nachdem Tante Floss gestorben ist und Cluny Brown zu einem jungen Mädchen heranwächst, wird es für den Onkel schwierig. Denn Cluny Brown geht ihre eigenen Wege. Sie trinkt im Ritz einen Tee, lässt sich von fremden Leuten ansprechen und als Onkel Arnie zu einem sanitären Notfall unterwegs ist, und das Telefon einen weiteren verkündet, geht Cluny einfach hin, richtet den Schaden und lässt sich danach von dem Kunden zu Cocktails einladen. Zeit, sie in eine gute Stellung zu geben, beschliessen Onkel Arnie und der Rest der Verwandtschaft.

Und so kommt Cluny nach Friars Carmel, um künftig als Stubenmädchen und unter Kontrolle ihr weiteres Leben zu verbringen. Aber nicht mit Cluny Brown. Sie lebt ganz einfach ihre Sichtweise auf das Leben und die Welt weiter, trägt ihre unkonventionelle Art in das starre Gesellschaftsleben der damaligen Zeit und lebt, zumindest ein Stück, nach ihren eigenen Regeln weiter. Der Apotheker, Mr. Wilson, hat ihr Interesse geweckt und sie trifft ihn, so oft es ihr möglich ist.

Als Andrew, der Sohn des Hauses aus dem fernen London Mr. Belinski, einen polnischen „ Professor“ , der aus politischen Gründen untertauchen muss, mit nach Friars Carmel bringt, zieht ein Stück der politischen Weltlage in die vermeintliche Idylle ein, denn am Horizont düstert der 2. Weltkrieg . Während Sir Henry sich im gewohnten dekadenten Landleben ergeht und Lady Carmel, die Andrew gerne verheiratet sehen möchte, weiblichen Besuch nach Friars Carmel bittet, fährt Mr. Wilson , ohne Clunys Wissen nach London, um bei ihrem Onkel um ihre Hand anzuhalten.

Doch am Ende kommt alles anders, als gedacht.

 

Das Buch spielt in den dreissiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als es in den adeligen Kreisen Großbritanniens noch die glasklare Trennung zwischen der „ Upper Class“ und der „ Working Class“ gab. Doch die Protagonistin Cluny Brown „tanzt aus der Reihe“ und bodenständig - humorvoll zwischen beiden hin und her. Der Autorin Margery Sharp ist es gelungen, mit teils spitzer Zunge, aber auch mit großer Empathie für die Unzulänglichkeiten ihrer Figuren, einen Roman zu schaffen, der ein England beschreibt, welches damals wie heute, in seinem Inseldasein, das Bewußtsein einer Großmacht zu pflegen.