Rezension

Ein tolles Buch

Kindeswohl
von Ian McEwan

Bewertet mit 4.5 Sternen

Fiona's Mann schlägt ihr nach 30-jähriger, glücklicher Ehe eine offene Beziehung vor, gleichzeitig muss sie als Richterin über einen dringenden Fall entscheiden, in dem das Leben eines Jungen von Bluttransfusionen abhängt. Diese verweigern er und seine Eltern jedoch aufgrund ihres Glaubens. Trotz ihrer privaten Probleme muss Fiona schnell eine Entscheidung fällen.

Die Handlung wird komplett aus der Sicht von Fiona erzählt. Aufgefallen ist mir hier wieder McEwan's detaillierter Erzählstil, der in diesem Buch besonders bei der Beschreibung von Gefühlen und Gedanken zum Einsatz kommt. Anders als z.B. in Abbitte wird in Kindeswohl die Umgebung weniger detailliert beschrieben. Besonders spannend ist die Auseinandersetzung mit dem Glauben und den Sichtweisen der Zeugen Jehovas, denen Adam, der kranke Junge, und seine Eltern angehören. McEwan gelingt es, diese zu beschreiben und auch dadurch entstehende Gewissenskonflikte zu schildern, ohne eine Wertung zu diesem Glauben zu treffen, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.

Insgesamt handelt es sich hier um ein tolles Buch, das leider an manchen Stellen für meinen Geschmack die Handlung zeitlich ein wenig zu sehr rafft. Insbesondere, als detaillierte Schilderungen eines Abends fließend, im selben Absatz in eine Zusammenfassung der Geschehnisse der nächsten Wochen über gehen. Da gleichzeitig sehr kurze Zeiträume sehr detailliert geschildert werden, hat mich dieses Zusammenfassen etwas gestört, weshalb ich auch keine vollen fünf Sterne vergebe.