Rezension

ein tolles Buch, das den Leser nachdenklich zurücklässt

Bis ans Ende der Geschichte
von Jodi Picoult

Bewertet mit 4.5 Sternen

Jodi Picoult ist eine meiner Lieblingsautorinnen, da sie sich nicht scheut , Themen aufzugreifen, die nachdenklich machen und die Gemüter spalten. In ihrem neuen Buch " Bis ans Ende der Geschichte " , befasst sie sich mit einem Thema, dass die Meinungen spalten wird , denn es kommen die Fragen auf, ob man einem Menschen vergeben kann, der grausame Verbrechen in der Nazizeit begangen hat und ob Schuld irgendwann ein Ende hat, wenn man bereut ? Kann die Vergebung eines Menschen gegenüber dem Peiniger stellvertretend für ein ganzes Volk sein ?

Ich muss zugeben, dass ich etwas skeptisch war , eine Amerikanerin ein Buch über den Holocaust schreiben zu sehen ,ein Thema, was hier in Deutschland meiner Meinung nach immer noch nicht richtig aufgearbeitet ist und immer noch von einigen verdrängt wird, vor allem die Geschichte der Juden in dieser Zeit. Ein sensibles Thema , das auch hätte schief gehen können. Doch Jodi Picoult umschifft diese Gefährlichkeiten geschickt, indem sie den Fokus auf beides richtet, die Opfer , aber auch auf das Gewissen eines Verbrechers. Sie lässt beide ihre Geschichte erzählen, die des Peinigers, der erzählt, wie er überhaupt in diese Rolle hineinkam , seine Ahnungslosigkeit zu Anfang, die Manipulation von außen, das Ganze aber so erzählt, dass die Taten nicht verharmlost werden, an keiner Stelle.
Aber auch ein Opfer erzählt ihre Geschichte , eine Jüdin, die Auschwitz und Bergen Belsen überlebt hat und direkt mit dem Peiniger in Kontakt kam.

Verpackt wird das ganze in die Geschichte von zwei Menschen, die sich durch diesen Fall kennen und lieben lernen.
Es sind Sage und Leo. Sage , eine junge Bäckerin, die nachts ihrer Arbeit nachgeht und dies gern, denn sie scheut die Menschen, da sie durch einen Unfall, bei der ihre Mutter ums Leben kam , eine tiefe Narbe im Gesicht zurück behielt. In einer Trauergruppe, in der sie das Trauma dieses Ereignisses verarbeiten will, lernt sie den 90 jährigen Josef Weber kennen, der nachdem die beiden Freundschaft geschlossen haben , sie darum bittet, ihr beim Sterben zu helfen .Er sieht sein hohes Alter als Strafe an, als Strafe für die Taten, die er in der Nazizeit begangen hat und die sein Gewissen stark belasten. Als Sage, die selbst Jüdin, aber nicht praktizierendes Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft ist seine Geschichte hört, ist sie entsetzt und setzt sich mit einer Abteilung der Polizei in Verbindung, die dieser Naziverbrechen nachspüren und für eine Auslieferung nach Deutschland sorgen. Der ermittelnde Beamte ist Leo, ein praktizierender Jude, der sich während der Ermittlungen in Sage verliebt.

Auch diese beiden Personen kommen in diesem Buch zu Wort, genauso wie eine Geschichte, die Sages Großmutter geschrieben hat,die eine Rolle in diesem Buch spielt. Und genau das ist auch mein einziger Kritikpunkt an diesem Buch. Mir schien diese Geschichte, die zwar auch mit Schuld und Opfer und Täter zu tun hat und auch eine Rolle beim Überleben der Großmutter spielte, etwas zu abstrakt. Das kann aber auch damit zu tun haben, dass ich es nicht so mit Vampirgeschichten habe. Ich habe mich jedes Mal dabei ertappt , mich zu langweilen, wenn diese Abschnitte wieder dran waren.

Ansonsten war der Schreibstil der Autorin wieder flüssig und spannend. Die Geschichten realistisch und menschlich ansprechend
und zu Herzen gehend. Bis auf die Vampirgeschichte habe ich das Buch verschlungen und es hat in mir widersprüchliche Gefühle und viele Gedanken ausgelöst und genau das sollte ein gutes Buch tun. Empfehlenswert.