Rezension

Ein unsichtbares Band, das nie zerreißt

Bis wir uns wiedersehen - Dinah Jefferies

Bis wir uns wiedersehen
von Dinah Jefferies

Bewertet mit 4 Sternen

Lydia lebt mit ihrem Ehemann Alec und den beiden Töchtern Emma und Fleur in Malaysia. Als ihr Freundin erkrankt, verlässt sie ihre Familie für eine Weile, um die Kranke zu pflegen. Bei ihrer Rückkehr findet Lydia ein leeres Haus vor. Von ihrer Familie fehlt jede Spur. Einen erklärenden Brief sucht sie vergeblich und auch das Bankkonto ist erschreckend leer. Vom Arbeitgeber ihres Mannes erfährt Lydia schließlich, dass Alec einen Posten im Norden des Landes angenommen hat und dass die Familie dort auf sie wartet. Um ihre Töchter so schnell wie möglich wieder in die Arme zu schließen, macht sie sich auf den lebensgefährlichen Weg quer durch das Land.

Lydia ahnt nicht, dass Alec falsche Spuren ausgelegt hat, und mit den Kindern nach England gereist ist. Die Töchter vermissen ihre Mutter, doch der Vater gibt nur ausweichende Antworten, wenn sie nach ihr fragen. Schließlich behauptet er sogar, dass die Mutter sie verlassen hat. Doch besonders Emma, die ältere der beiden, kann das nicht glauben. Sie hofft, dass sie ihre Mutter bald wiedersehen wird....

Die dramatische Trennung der Familie wird in unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt. Man verfolgt dabei das Geschehen in der Ich-Form, aus der Sicht von Emma, der älteren Tochter und in der Erzählperspektive beobachtet man Lydia. Durch die verwendete Ich-Form kann man in die Gedanken und Gefühle des Mädchens eintauchen und das Entsetzen, das sie bei der unverhofften Trennung verspürt,  nachempfinden. Der Autorin gelingt es hervorragend diese Gefühle glaubhaft zu beschreiben. Sie wirken in keinem Moment überladen oder gar zu dick aufgetragen. Denn nicht nur der Verlust der Mutter macht Emma zu schaffen, sondern auch die neue Umgebung, die Gefühlskälte des Vaters und ein einschneidendes Erlebnis, das sie niemandem anvertrauen kann.

Doch auch die Perspektive, in der man Lydia bei ihrer Suche beobachtet, ist durchgehend interessant und gefühlsbetont geschrieben. Lydia muss sich durch ein Land kämpfen, in dem man nur allzu leicht sein Leben verlieren kann. Denn bewaffnete Unruhen bestimmen den Alltag. Dinah Jeffries gelingt es in ihren Beschreibungen mühelos den Handlungsort zum Leben zu erwecken, sodass man sich sowohl der Schönheit des Landes, als auch der ständigen Bedrohung stets bewusst ist. Da die Autorin in Malakka geboren wurde und ihre ersten Lebensjahre dort verbrachte, lässt sie dabei ihre eigenen Erinnerungen an das Land einfließen.

"Bis wir uns wiedersehen" ist ein gelungener Roman, bei dem große Gefühle und eine exotische Hintergrundkulisse dafür sorgen, dass man ihn gewiss nicht so schnell vergessen wird.