Rezension

Ein Wort kann die Welt verändern

Project Jane - Lynette Noni

Project Jane
von Lynette Noni

Bewertet mit 4 Sternen

„Mittlerweile weiß ich, dass es auf der ganzen Welt niemanden gibt, der genau wie ich ist. Ich bin anders. Ich bin eine Anomalie. Ich bin ein Monster. Mein Name ist nicht "Jane Doe". Aber zu Jane Doe bin ich geworden. Und Jane Doe werde ich bleiben. So ist es am sichersten. Für alle."

Wer das Buch „Project Jane“ in die Hand nimmt, kommt nicht darum herum das wunderschöne Cover zu bemerken. Auch wenn ich eigentlich kein Cover-Käufer bin, hat es mich direkt in den Bann gezogen. Es ist einfach so genial gemacht, dass man ein Frauengesicht von vorne und gleichzeitig von der Seite sieht. Es fasziniert mich immer noch.

Ebenso stark wie das Cover ist auch der Einstieg in die Geschichte. Von dem Prolog an war ich von Janes Geschichte gebannt. Sie ist in einer merkwürdigen Einrichtung, folgt einem klar strukturierten Tagesablauf und nimmt an diversen medizinischen Tests teil. Das besondere an ihr ist, dass sie nicht spricht und sich selbst für ein Monster hält. In ihren Augen ist es gefährlich, wenn sie spricht. Sie hat sich selbst eingewiesen, aber wird nun als eine Gefangene gehalten. Ihre Wächter reden sie als Subjekt Sechs-Acht-Vier an, wodurch jedes bisschen Persönlichkeit verloren gegangen ist.

Wen diese Zusammenfassung der ersten Seiten verwirrt, so ging es mir beim Lesen auch. Dieser Zustand hat auch noch einige Kapitel angehalten. Das faszinierende ist, dass der Leser mit Jane mitfühlt und versucht sie zu verstehen, ihm jedoch noch einige Informationen fehlen. Die ganze Zeit über habe ich mich gefragt, was ich da eigentlich für ein Buch lese und worauf die Handlung hinauslaufen soll. Obwohl ich häufig verwirrt war, war ich trotzdem so gebannt, dass ich einfach weiterlesen musste und wissen wollte, was das alles mit der Einrichtung, mit Janes Einstellung zu sich selbst und den ganzen Tests auf sich hat.

Eine weitere Stärke in dem Buch sind die Nebencharaktere. Diese sind zunächst genauso undurchsichtig. Teilweise mochte ich eine Person und im nächsten Moment überhaupt nicht mehr. Sie waren für mich in sich schlüssig, aber haben mich trotzdem überrascht. Sie sind eben nicht auf den ersten Blick leicht zu durchschauen.

So stark der Beginn und die Charaktere sind, so schwach ist in meinen Augen dann leider das Ende. Hier werden einige Fragen nur halbherzig geklärt und manches ist auch nicht so ganz logisch. Dies mag daran liegen, dass es noch eine Fortsetzung geben wird, aber es hat mich unzufrieden zurückgelassen. In meinen Augen hätten noch zwei oder drei Kapitel gefehlt und die Handlung hätte mit diesem Buch gänzlich abgeschlossen werden könne.

Für „Project Jane“ gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung. Die Geschichte vermag den Leser häufig zu überraschen und ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Auch wenn das Ende etwas schwächer als der Anfang ist, hatte ich viel Spaß beim Lesen und habe mit Jane mit gefiebert, gelitten und mich über jeden kleinen Erfolg gefreut.