Rezension

Eine Annäherung an Georgien im „Stirb langsam“-Stil

Vor einem großen Walde -

Vor einem großen Walde
von Leo Vardiashvili

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn man Saba auf seiner Suche nach seinem verschollenen Vater und Bruder begleitet, dann erfährt man viel über Georgien, Flüchtlingsbiografien und wird sehr gut unterhalten.

Georgien ist, wie die Ukraine, ein Teilnehmer der EURO 2024. Ich kann das Land zwar auf einer Landkarte grob verorten, weiß aber ansonsten wenig darüber. Durch die anhaltenden Konflikte mit Russland und eingeladen durch das schöne Cover, habe ich mich mit Leo Vardiashvilis Hauptfigur Saba auf die Reise nach Georgien gemacht, um auf die Suche nach seinem verschollenen Bruder und Vater zu gehen. Dabei lernt man Georgien aus ungewohnten Perspektiven kennen und bekommt subjektive Eindrücke der Einwohner vermittelt. Zudem ist man gezwungen sich mit den Problemen der Menschen mit Flüchtlingsbiografien auseinanderzusetzen. Spätestens hier wird das Buch dann auch ein Plädoyer für eine empathischere politische Debatte, wenn es um Themen wie den Familiennachzug geht. Vardiashvili liefert aber keineswegs ein Debattenwerk ab, sondern einen äußerst unterhaltsamen Roman, der es in Bezug auf Action manchmal mit den absurden, filmischen Sequenzen übertreibt. Das ist dann aber schon Meckern auf sehr hohem Niveau. „Vor einem großen Walde“ beschäftigt sich mit vielen großen Themen und will die Balance halten und nicht ins Depressive abrutschen. Es ist lesenswert.