Rezension

Eine berührende, stille, nachdenklich stimmende Geschichte

Der Morgen davor und das Leben danach -

Der Morgen davor und das Leben danach
von Ann Napolitano

Über die Autorin:
Ann Napolitano studierte an der New York University und unterrichtet heute an verschiedenen Universitäten Literatur. Darüber hinaus ist sie Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift »One Story« und wurde im November 2019 für den Simpson/Joyce-Carol-Oates-Literaturpreis nominiert. »Der Morgen davor und das Leben danach« ist Ann Napolitanos dritter Roman, er stand wochenlang auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Brooklyn.
Kurzbeschreibung:
An einem Sommermorgen besteigen der zwölfjährige Edward und seine Familie ein Flugzeug, das sie von New York nach Los Angeles bringen soll. Auf halbem Weg über das Land stürzt das Flugzeug ab. Edward ist von einhundertsiebenundachtzig Passagieren der einzige Überlebende. Was geschah in den Stunden davor? Wie geht sein Leben nach dem schmerzvollen Verlust weiter?
Die atemberaubende Odyssee eines Jungen, dessen einsames Herz wieder lernen muss, zu lieben.
Meine Meinung:
Es ist eine leise und gefühlsvolle Geschichte, voller Empathie. Ein zwölfjähriger Junge überlebt als Einziger den Flugzeugabsturz. Eigentlich scheint es unmöglich zu sein, und dennoch ist es ein Fakt. Der Junge lebt. Sein weiterer Weg ist alles andere als einfach, es dauert Jahre, bis er einigermaßen mit dem Verlust leben kann. Der Weg ist steinig, doch es gibt viele Menschen in seiner Umgebung, die ihm helfen wollen. Auch wenn dies manchmal gar nicht möglich ist. Seine Entwicklung, sein Heilungsprozess, seine Beziehungen zu den Menschen in seinem Umfeld nehmen den Großteil des Romans ein. Erzählt wird in zwei Strängen. Eins gehört dem Edward in der Gegenwart und eins dem Flug, seiner Besatzung, seinen Passagieren kurz vor dem Absturz.
Es ist ein trauriges Thema, wo sich vermutlich jeder in die Situation versetzen kann. Denn keiner ist von solchen Unfällen, Katastrophen sicher. Es kann jedem passieren. Genau das macht wohl den Roman so eindringlich und nahe gehend.
Die Autorin erzählt die Geschichte leise, ohne viel Action, ohne Pathos, ohne Klischees. Sie setzt sich nach und nach mit der Situation auseinander. Betrachtet sowohl die Psyche des Hauptcharakters, als auch den Passagieren in dem Flugzeug. Auch die Angehörige der Opfer kommen zur Sprache.
Der Roman ist voller Melancholie und tiefer Trauer, die den Leser berührt und nicht loslässt. Sehr einfühlsam, behutsam schildert die Autorin das Leben nach der Katastrophe. Es ist eine stille Geschichte, die berührt und für ein Thema, das nicht alltäglich ist, sensibilisiert. Da die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, trifft sie um so mehr den Nerv des Lesers.
Ich würde den Roman weiterempfehlen.