Rezension

Eine bewegende weihnachtliche Geschichte

Die Nacht der Vergessenen - Iris Muhl

Die Nacht der Vergessenen
von Iris Muhl

Bewertet mit 4.5 Sternen

Auch an Heiligabend machen sich die beiden Frauen Nicole und Heidi von der Heilsarmee auf den Weg in das Rotlichtviertel von Zürich. Schon viele Jahre versuchen sie dort den Frauen, die dort anschaffen gehen, zu helfen und ihnen Wege aus der Prostitution zu zeigen. Der Erfolg allerdings zeigt sich nicht so recht. Gerade Nicole belastet das sehr, doch gerade, als sie alles am liebsten hinwerfen möchte, scheint doch noch etwas zu geschehen... .
Iris Muhl hat hier eine ganz besondere Weihnachtsgeschichte geschrieben, in die viele ihrer Recherchen aus den Milieus von Berlin und Zürich mit eingeflossen sind. Anstelle einer kitschigen und kuschligen Handlung, wie man sie sonst in Romanen rund um Weihnachten findet, bekommt man hier eine glaubwürdige Geschichte, die gerade, weil sie so echt rüberkommt, berührt und nachdenklich macht.
In der Geschichte begegnet man den verschiedensten Personen. Neben den Prostituierten ist da der Obdachlose Patrick, der mit seinem Hund auf der Straße lebt und Mata, die als Hausmutter in der ,,Schwarzen Perle" für Ordnung sorgt und sich um die Frauen in besonderer Weise kümmert , aber von ihrer Tochter für ihren Beruf verachtet wird.
Iris Muhl versteht es, jeder Person eindrucksvoll zu schildern und in den kurzen Kapiteln zu zeigen, was deren Alltag ausmacht und wie sie in ihre jetzige Situation geraten sind.
In den Mittelpunkt des Buches hat sie dabei Nicole von der Heilsarmee gestellt, die bis zu dem Weihnachtsabend treu ihren Dienst verrichtet hat, aber langsam an den Verhältnissen im Rotlichtmilieu verzweifelt. Aus ihrer Sicht erlebt man, wie schwer es ist, bei den Frauen den richtigen Ton zu treffen und ihnen wirklich zu helfen und nicht einfach nur die Probleme zu verlagern. Beim lesen konnte ich verstehen, dass sie gerade am kalten Weihnachtsabend an ihre Grenzen gerät, weil sich nichts zu verändern scheint und ihre Bemühungen scheinbar erfolglos sind.
Iris Muhl hat hier eine bewegende Geschichte geschrieben, die auf wahren Begebenheiten beruht. Das Buch liest sich gut und bringt die Leser aus meiner Sicht auch dazu, sich einerseits mit dem wahren Sinn von Weihnachten, aber auch mit dem Thema Prostitution zu beschäftigen. Schön finde ich auch, dass hier auch einmal die Arbeit von den vielen Ehrenamtlichen gezeigt wird, welche sich trotz widriger Umstände um die Menschen in den Rotlichtvierteln kümmern.
Insgesamt ist ,,Die Nacht der Vergessenen" mal eine ganz andere weihnachtliche Geschichte, die nachdenklich macht und auch zeigt, dass nichts von dem, was für Jesus tun, umsonst ist.