Rezension

Eine bezaubernde Geschichte, die alle fünf Sinne erregen

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen -

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen
von Mario Giordano

Bewertet mit 5 Sternen

Barnaba „Nino“ Carbonaro wird 1880 in Sizilien geboren. Trotz Armut und Schläge, die seinen Alltag prägen, entkommt er das übliche Schicksal dieser Zeit: Dank Pfiffigkeit, Kampflust und Hartnäckigkeit, sowie unerwarteter Begegnungen entwickelt er sich zum Patriarchen einer angesehenen Großfamilie zwischen Sizilien und München.

Der Roman „Terra di Sicilia - die Rückkehr des Patriarchen“ von Mario Giordano ist ein besonderes Highlight unter den Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Das farbenfrohe Cover ist ein Hingucker und fasst gut zusammen, wie wichtig die Zitrusfrüchte und die Fotografie in Barnabas Leben sind. 

Der Erzähler dieser abenteuerlichen Geschichte ist Barnabas Urenkel. Der Stammbaum am Anfang des Buches unterstützt ungemein das Verständnis der Beziehungen, besonders wenn der Erzähler den Leser oder die Leserin zwischendurch nach München im Jahr 1960 entführt.

Mario Giordano gibt mit diesem Buch einen Ausblick auf das Leben in Sizilien um die Jahrhundertwende. Wahre Begebenheiten, wie ausführlich recherchierte Beschreibungen der sizilianischen Kultur und der schweren Arbeit in den Zitrushainen, und Mythen, sei es Odysseus oder die sizilianischen patruneddi, vermischen sich und schaffen ein einmaliges Epos, das nach Mandarinen und Sonne duftet. 

Barnaba „Nino“ Carbonaro ist eine faszinierende ambivalente Figur: Analphabetisch bis zum Ende seines Lebens, aber dank Kreativität und eine besondere Beziehung zu Zahlen sehr begabt und geschäftstüchtig. Deutschland spielt eine wichtige Rolle in seinem Leben, jedoch wird er nie mehr als ein paar deutschen Wörter kennen. Trotz Liebe und eine Großfamilie, verbringt er einen Großteil seines Lebens allein. 

Zeitlose Befragungen sind auch Teil seiner Existenz, wie die Frage zwischen Sicherheit und Freiheit. Er gehört zu den Leuten, die für ihr Leben die Freiheit gewählt haben.

Mario Giordano hat ein einen bezaubernden Schreibstil: Die Lyrik seiner Beschreibungen hat mich verzaubert. Wenn er den Geschmack eines cannolo oder einer Mandarine wiedergibt, wachen die Papillen auf und ein wohlschmeckendes Gefühl füllt den Mund. Zusätzlich verwandelt Mario Giordano die Zeit, zumindest das Jahrhundert, in eine eigenständige Figur des Romans, die den Leser oder die Leserin während der Geschichte begleitet.

„Terra di Sicilia - die Rückkehr des Patriarchen“ war für mich ein Vergnügen, das ich gern noch verlängert hätte… Ein Cannolo, das man gern noch länger im Mund hätte…