Rezension

Eine gelungene Fortsetzung

Mostbarone -

Mostbarone
von Helmut Scharner

Bewertet mit 4 Sternen

„...Manche Menschen muss man nur reden lassen, eine alte Weisheit, die sich immer wieder bewährt hat...“

Der österreichische Krimiautor Helmut Scharner lässt nach einer längeren Pause seinen Ermittler Leo Brandner, in der Zwischenzeit zum Major befördert, wieder ermitteln.

 

Die Leiche von Franz Haider, seines Zeichen Primus der Mostbarone, einer Vereinigung von Mostbauern, zwingt Brandner nach Neuhofen an der Ybbs ins (eh klar) Mostviertel.

 

Während sich der Herr Major mit der ganz und gar nicht trauernden Witwe, die ihm sofort einen Täter servieren will, unterhält, plagt sich seine Frau Eva damit, einen Urlaubsort für sich und ihre beiden Töchter zu finden. Aus den bekannten Gründen sind Destinationen am Meer wie Mallorca oder die verpönte Obere Adria buchstäblich ins Wasser gefallen. Nach langwieriger Suche findet sie in Blindenmarkt, unweit des Tatortes einen Reiterhof, der auch den Ansprüchen des pubertierenden Nachwuchses genügen sollte.

 

Wie es Autor und Zufall so wollen, gehört die Hotelchefin auch den Mostbaronen an und lässt sich mit „Baroness“ anreden.

 

Als dann der, von der Haider-Witwe als Täter verdächtigte, selbst einem Mord zum Opfer fällt, muss Leo Brandner noch ein wenig länger auf ein Wiedersehen mit seiner Familie warte.

 

Meine Meinung:

 

Ich mag Regionalkrimis und besonders jene, die in Österreich spielen, erhalte ich doch den einen oder anderen Geheimtipp zur Landschaft oder Brauchtum.

 

Grinsen musste ich über die eine oder andere Anspielung auf die Politiker und deren Handlungen im Sommer 2020.

 

“Urlaub in Österreich?“ „Den Gefallen wollte ich unseren Kanzlerbuben nicht machen.“

 

Nun, besagter Kanzler ist Geschichte und wir dürfen sowohl Leo als auch seine Familie durch die heißen Sommertage begleiten.

 

Ein nettes Stilmittel ist, die unausgesprochenen Gedanken der Protagonisten in kursiver Schrift darzustellen. Doch leider nützt sich dieser Kunstgriff recht bald ab, da er inflationär gebraucht wird. Schade, hier wäre weniger, mehr gewesen.

 

Sprachlich ist der Krimi gut gelungen. Nach rund 120 Seiten gibt es für mein Empfinden einen kleinen Durchhänger, bis eine unerwartete Wendung dem Krimi einen neuen „Drive“ gibt, der in einem fesselnden Showdown endet.

 

Die wechselnden Perspektiven ergeben ein rundes Gesamtbild der Geschichte. Die Beschreibung von Land und Leuten ist gut in die Handlung integriert. Vielleicht entdeckt der eine oder andere Leser das schöne Mostviertel als Ausflugs- oder Urlaubsziel.

 

Brandners Familie ist mir einen Hauch zu dominant in Szene gesetzt, aber das ist nur mein persönliches Empfinden, anderen gefällt es.

 

Fazit:

 

Wer einen Regionalkrimi mit einem unerwarteten Ende sucht, ist hier richtig. Gerne gebe ich 4 Sterne.