Rezension

Eine gelungene Mischung von Thriller und Geschichte

Der Geiger - Mechtild Borrmann

Der Geiger
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sascha Grenko, vor Jahren mit seinen inzwischen verstorbenen Eltern aus Kasachstan in die BRD übergesiedelt, erhält einen Brief seiner Schwester. Dieser führt ihn auf die Spur einer kostbaren Stradivari, die einst seinem Großvater und berühmten Geiger Ilja Grenko gehörte. Durch eine Intrige wurde Ilja 1948 zu 20 Jahren Arbeitslager verurteilt, seine Frau und die beiden kleinen Söhne in die Verbannung geschickt. Von alldem ahnt Sascha nichts...
Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Mechthild Borrmann schafft es mit ihrer klaren, präzisen und schnörkellosen Sprache die Gedanken und Gefühle ihrer drei Protagonisten auf den Leser zu übertragen. Man spürt förmlich die Angst, Verwirrung und die Zweifel am geliebten Ehepartner, die Ilja und Galina durch die Lügen der stalinistischen Offiziere wie Gift eingeträufelt werden. Welch ein perfides Spiel wurde damals mit unschuldigen Bürgern getrieben!
Die beiden historischen Erzählstränge um Ilja und Galina haben mich am meisten beeindruckt. 
Der dritte Teil um Sascha, den Enkel der Beiden, der auf der Suche nach dem verschollenen kostbaren Instrument seines Großvaters ist, ist auch packend geschrieben, kommt in seiner Eindringlichkeit aber nicht ganz an die tragische Geschichte seiner Großeltern heran. Auch ist das Ende etwas kompliziert. Man muss schon sehr genau lesen um alle Geschehnisse richtig einzuordnen. Trotzdem hat mir die Verknüpfung von historischen Elementen mit einer aktuellen Krimihandlung sehr gut gefallen. Ein absolut lesenswertes Buch!