Rezension

Eine Geschichte, wie eine Dailysoap

Meine Familie und andere Katastrophen - Jonina Leosdottir

Meine Familie und andere Katastrophen
von Jónina Leósdóttir

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover ist in wunderschönen Farben gestaltet. Es springt direkt ins Auge und macht aufmerksam. Zu sehen ist ein gedeckter Tisch unter einer strahlenden Lampe. Dazu der Titel, der eigentlich schon direkt deutlich macht, um was es hier gehen könnte: Eine chaotische  Familie!

Und sind wir mal ehrlich: Hat nicht jeder eine Familie, die man manchmal zum Mond wünscht und bei bestimmten Situationen mit Trauer feststellt, dass man eben diese nicht mal bei Ebay einstellen kann!? Und dennoch ist sie liebenswert und ohne einige Verwandte wäre das eigene Leben doch nur halb so schön! Was würde uns da auf Familienfeiern erspart bleiben und entgehen? (Ich muss das schreiben, weil wer weiß schon, ob meine Familie hier mitliest zwinker)  Mit solch einer Einstellung ging ich an dieses Buch heran! Ich wollte eine Geschichte über eine katastrophale Familie lesen und vielleicht auch die Erkenntnis gewinnen, dass es anderen auch nicht besser geht bzw. die eigene Familie doch ganz annehmbar ist. Die Buchbeschreibung klang auf jeden Fall recht vielversprechend!

Meine Meinung:
Erst einmal das positive vorweg – das Buch lässt sich locker, flockig lesen und ist durch die kleine handliche Größe und Breite auch recht schnell weg gelesen. Wir erhalten Einblick in die Woche einer isländischen Familie und können diese mit Uhrzeit direkt verfolgen.

Doch nun muss ich leider doch etwas meckern: Die Geschichte an sich ist zwar recht unterhaltsam, aber irgendwann fühlte ich mich wie bei einer abendlichen Daily Soap. Jeder redet mit jedem über einen anderen, denn natürlich jeder kennt. Eine, ich nenn es mal in Gänsefüßchen, „Katastrophe“ jagt die Nächste und als Leser ist man bei allen Gedankengängen und Vorkommnissen fast schon live dabei.

Warum ich „Katastrophen“ in Gänsefüßchen gesetzte habe? Also entweder ich bin durch meine Familie schon so einiges gewöhnt oder mich schockt eben nichts mehr. Aber das was hier als „der peinlichste Moment Islands“ angepriesen wird, war für mich irgendwie so gar nicht schlimm – eher ganz normal und an der heutigen Tagesordnung. Auch die anderen Begebenheiten lockten mich daher nur schwer hinter dem Ofen hervor. Und den Humor habe ich leider auch bis auf die letzte Seite vergeblich vermisst. Ach doch Moment, einmal – ein einziges Mal habe ich mal kurz gelächelt. Aber das hielt sich dann auch eher in Grenzen…

Das Ende, ja, was sag ich jetzt zum Ende – Die Woche ist vorbei und somit auch das Buch. Wie es dann weiter geht, kann sich ein jeder selbst weiter denken. Die einen empfinden es als positiv, die anderen sehen wenig Hoffnung! Das entscheidet so wohl jeder für sich…

Mein Fazit:
Eine interessante Geschichte, die aber ebenso auch bei Familie Mustermann aus Musterstadt spielen könnte. Es war ein interessantes, kurzweiliges Lesevergnügen, aber mir würde jetzt niemand einfallen, dem ich das Buch empfehlen könnte.