Rezension

Eine Kreuzfahrt zum Ich

Das Knistern der Sterne - Claire Hoffmann

Das Knistern der Sterne
von Claire Hoffmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Stella hat eine richtige Pechsträhne: Mann weg, Wohnung weg, Job weg, Intuition verloren... Versunken in Selbstmitleid und von Zweifeln geplagt trifft Stella auf Balthasar, einen etwas komischen älteren Herren, der sie bereits länger beobachtet und ihr ein Angebot macht: Sie soll ihn auf einer Kreuzfahrt begleiten und dort wieder zu sich selbst finden. Die einzige Bedingung ist, ihn nicht nach persönlichen Dingen und auf gar keinen Fall nach der Vergangenheit zu fragen. Stella willigt ein – zwar etwas skeptisch, aber was hat sie schon zu verlieren? Für sie wird diese Kreuzfahrt eine Reise zum Ich. Doch sie bemerkt recht schnell, dass auch Balthasar von Altlasten gepeinigt wird...

Claire Hoffmann hat hier eine kurzweilige Geschichte für Zwischendurch geschaffen. Aber wer hier eine klassische „Traumschiff“-Atmosphäre erwartet, sollte das Buch besser wieder weglegen. Zwar treffen wir auch hier auf Drama, Liebe, Freundschaft und Landgang, aber Stella und Balthasar haben das Ruder bei weitem nicht in so fester Hand wie ein Florian Silbereisen... Die Botschaft der Reise wird auch nicht bei Captain’s Dinner zusammengefasst, die muss sich der Leser schon selbst erarbeiten.

Der szenischer Erzählstil war für mich an einigen Stellen gewöhnungsbedürftig, ebenso wie die Protagonistin Stella. Den Dialogepisoden mangelte es durch fehlende „Regieanweisungen“ an Tiefe, der Dialog glich mehr einem Tischtennis-Match, bei dem man sich Fragen entgegen schleudert, als einem Gespräch. Zudem war – wenn man einmal den Faden verlor – nicht ersichtlich, wer gerade spricht. Einmal rausgekommen musste der komplette Dialog von vorn begonnen werden. Erst gegen Ende wurde die Geschichte durch das Herausnehmen des Erzähltempos ruhiger und angenehmer verfolgbar, weniger episodenhaft.

Die Protagonistin Stella ist recht undurchsichtig konzeptualisiert, sie erschien mir als instabile, zweigesichtige Figur, die sich gern selbst belügt und deren Selbstmitleid sie zu ertränken droht. Gleichzeitig versucht sie, ihre Mitreisenden zu ‚bekehren‘ bzw. sie auf den richtigen Weg zu schubsen. Bei ihr selbst gelingt dies aber nicht. Ständig fällt sie zurück in alte Muster, von denen man nur ein paar Seiten vorher dachte, sie habe sie endlich überwunden. So ganz mein Fall war Stella nicht. Aber auch Balthasar blieb schleierhaft. Auf der Reise selbst kam er fast ausschließlich während der Abendessen zu Wort, und auch dann beschränkte er sich auf das Stellen von Fragen, sodass er kaum etwas von sich selbst preisgab. Seine Motivation blieb mir bis zum Schluss verborgen, ebenso mehr Hintergrundwissen zu seiner Vergangenheit, was ich sehr schade finde.

Das Ende wiederum hat mich versöhnlich gestimmt und gefiel mir gut. Hier wurden die Themen des Romans noch einmal deutlicher als in den ganzen Abschnitten vorher: Selbstreflexion, Selbstbetrug/Selbsttäuschung, Karma, Reue, Altruismus und schließlich Neuanfänge. Und die Moral von der Geschicht: Dir nützt die schönste Kreuzfahrt zum Ich nichts, wenn du nicht bereit dafür bist!