Rezension

Eine Lektüre, die mehr Tiefgang besitzt als auf den ersten Blick erkennbar ist

Im Pyjama um halb 4 - Gabriella Engelmann, Jakob M. Leonhardt

Im Pyjama um halb vier
von Gabriella Engelmann Jakob M. Leonhardt

„Im Pyjama um halb vier“ ist ein Roman von Gabriella Engelmann und Jakob M Leonhardt. Erschienen ist er im Januar 2013 im Arena Verlag.

Die Geschichte spielt in der virtuellen Welt, als Plattform dient in diesem Fall Facebook. Lulu lernt Ben durch einen Zufall kennen. Eigentlich wollte sie den „Ben“ kennenlernen, der mit Marco, ihrem Schwarm, befreundet ist. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine Zweckgemeinschaft und sie machen einen Deal.
Lulu kann Ben alles über Jungs fragen und umgekehrt. Sie führen Gespräche, die sie sonst niemanden anvertrauen würden.

Zentral geht es um die Fragen: „Wem kann ich vertrauen, wie weit darf ich in der anonymen Welt gehen und wie viel Wahrheit verträgt eine junge Freundschaft? Und ist im Internet Jeder der, für den er sich ausgibt?

„Im Pyjama um halb vier“ ist durchgehend im Chatstil geschrieben. Beschreibungen von Aktivitäten der Protagonisten hätten wohl auch nur gestört. Der Jugendroman ist angenehm leicht und flüssig geschrieben, und lässt sich daher an einem Nachmittag durchlesen. Lulu war mir oftmals zu naiv, aber ich weiß natürlich nicht wie 16jährige heutzutage ticken.

Das Autorenpaar versteht es sich den Ball zuzuwerfen und eine Geschichte über Vertrauen und Anonymität aufs Papier zu zaubern. Die Sprache ist sehr jugendorientiert. Erwachsene, die diesen Roman lesen, sollten Netzwerke wie Facebook oder Twitter keine Fremdworte sein.
Der Jugendroman zeigt die inneren Konflikte von Jugendlichen, vom Erwachsen werden, Erfahrungen sammeln, enttäuscht und geliebt werden. Die Geschichte gewinnt durch geschickte Wendungen, eingeflochtene Statusmeldungen lockern die Handlung auf.

Eltern, die nun vermuten, dass ihre Sprösslinge einen Roman lesen, in dem Jugendliche nachts stundenlang vorm PC hängen und chatten, kann ich beruhigen. Lulu und Ben verbringen nie mehr als eine Stunde im Chat und das auch nicht ausschließlich nachts. Die Autoren haben darauf geachtet, das trotz der Handlung, Schule und Hobby weiterhin im Vordergrund stehen. So geht Luu regelmäßig zum Ballett und Ben spielt Basketball.

Wer auch mal Bücher in etwas anderem Stil mag, wer gerne auch mal Jugendbücher mit großem Anteil an Liebe und Herzschmerz liest ist hier richtig.
Das Cover ist wirklich sehr gelungen. Da Facebook eigentlich nie erwähnt wird und die Icons auf dem Cover auch nicht die typischen Facebook-Zeichen sind, lässt sich der Roman auf jede Plattform transferieren.

Zum Schluss möchte ich euch noch sagen, seid nicht sauer über das Ende (so wie ich), das ist wirklich sehr schlüssig, ich habe das nur nicht gleich erkannt.

Eine Lektüre, die mehr Tiefgang besitzt als auf den ersten Blick erkennbar ist, für Jugendliche uneingeschränkt empfehlenswert!