Rezension

Eine Liebe, die nicht sein darf

Im Schatten des Turms - René Anour

Im Schatten des Turms
von René Anour

Bewertet mit 5 Sternen

Der junge Alfred Wagener studiert in Wien Medizin. Da er aus ärmlichen Verhältnissen stammt, nimmt er die Stelle als Lehrer für die junge Adlige Helene von Weydrich an , um so seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Die beiden jungen Leute verlieben sich ineinander . Das Glück scheint perfekt. Da stirbt Helenes Vater und alles ändert sich. Helenes Tante Grazia übernimmt das Regiment im väterlichen Schloss. Alfred wird entlassen und verschwindet spurlos. Helene soll auf dem adligen Heiratsmarkt verschachert werden. Doch beide Liebende geben die Hoffnung  auf eine gemeinsame Zukunft nicht auf und jeder kämpft auf seine Weise für ein Wiedersehen.
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Der Autor erzählt eine wunderschöne Liebesgeschichte, gepaart mit viel Spannung und interessanten geschichtlichen Einsprengseln. Alfred ist der junge Held, der vollen guten Willens und Ideale ist. Er studiert Medizin nicht nur wegen des sozialen Ansehens, sondern weil er den Menschen tatsächlich helfen will. Deshalb sind ihm die Vorgänge im Narrenturm, Wiens psychiatrischen Krankenhaus, nicht gleichgültig, was ihn in ernsthafte Schwierigkeiten bringt. Die Ausführungen zu den gängigen Behandlungsmethoden fand ich sehr interessant, obwohl die Zustände für unser heutiges Verständnis unerträglich waren. Für mich die spannendste Figur war Helene. Die Entwicklung von der wohlbehüteten und naiven Adelstochter zur ebenbürtigen Gegenspielerin der intriganten Tante war sehr gut und überzeugend dargestellt. Ich habe regelrecht mit gefiebert, ob es Helene gelingt, das perfide Spiel der Tante zu durchschauen und zu durchkreuzen. Bei ihrem Kampf erhält Helene Unterstützung vom Grafen Walsegg. Er war für mich die schillerndste Nebenfigur und hat mich mit seiner Art ins Schwärmen gebracht.
Mein Fazit : ein wundervoller, lesenswerter Historienroman mit sympathischen Protagonisten, einem überzeugenden Bösewicht, vielen überraschenden Wendungen, aber trotz der Liebesgeschichte nicht zu viel Zuckerguss.