Rezension

Eine literarische Gewalt

Im Licht von Apfelbäumen - Amanda Coplin

Im Licht von Apfelbäumen
von Amanda Coplin

Inhalt

William Talmadge lebt alleine auf einer Obstplantage im nordöstlichen Washington. Als Junge hat er mit seiner Mutter und seiner Schwester Elsbeth bereits dort ein zu Hause gefunden. Nach dem Tod der Mutter, verschwindet Elsbeth von einem Tag auf den anderen und auch wenn die Jahre ins Land gehen, kann er sie nicht vergessen. Selbst dann, wenn er mit der Pflege der Apfel- und Aprikosenbäume beschäftigt ist, ist sie in Gedanken immer bei ihm. Inmitten dieser Einsamkeit und Ruhe tauchen eines Tages zwei schwangere Mädchen auf, die von seinen Äpfeln stehlen. Da er sie nicht verjagt, kehren sie wieder zurück zu ihm und werden nach und nach zum Bestandteil seines Lebens und noch sehr viel mehr. Denn durch sie wird ihm Tag für Tag offenbart, wie schmerzhaft die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen sein kann und wie sehr sie das eigene Leben bestimmt.

Meine Meinung

Amanda Coplins schreibt mit ihrem Debüt ein poetisch-tragische Geschichte über Sehnsucht, Einsamkeit, Fürsorge und Schuldgefühle. Die Handlung ist durch eine Traurigkeit durchzogen, die mich sehr berührt hat. Stellenweise hat sie mich sogar überwältigt und es gab nicht wenige Szenen, in denen ich einen Kloß im Hals hatte.

Dabei hat sie großartige und tragische Figuren geschaffen. Allen voran Talmadge, der auch nach Jahren nicht über den Verlust seiner Schwester hinweg kommt. In seinem Leben hat er sich soweit eingerichtet, pflegt seine Apfel- und Aprikosenbäume liebevoll und mit Hingabe, kommt allerdings auch nicht zur Ruhe. Immer wieder fragt er sich, ob er etwas hätte tun können und ob seine Schwester noch lebt. Als er auf die zwei schwangeren Mädchen trifft, weiß er noch nicht, dass sie sein Leben verändern werden und vor allem nicht, in welchem Maße.

Della, eines der zwei Mädchen, und ihr tragisches Schicksal haben mir schon fast körperlich weh getan. Ihre Zerrissenheit, Hassgefühle und Orientierungslosigkeit waren teilweise immer schmerzhafter zu verfolgen. Sie ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Menschen an ihrer Kindheit zerbrechen und für ihr ganzes Leben gestraft sind, weil sie was war wohlmöglich nie verarbeiten können.

Die dritte Hauptfigur ist Caroline Middey, die es immer wieder geschafft hat ein wenig Ruhe in die Geschichte zu bringen. Sie ist es, die manchmal so wahre Sätze mit einer Gelassenheit aussprach und mich zum Innehalten über genau diese gebracht hat. Eine weise und sehr kluge Frau.

Der Autorin gelingt es bei all der Traurigkeit, die in dem Buch vorherrscht, auch wunderbare Landschaftsbilder mit ihren Worten zu zeichnen. So hatte ich stets die Aprikosen- und Apfelbäume vor Augen, so wie überhaupt die Plantage.

Fazit

Amanda Coplins ist ein beachtliches Debüt gelungen, an dem sie acht Jahre gearbeitet hat. Ich hoffe, dass der Nachfolger nicht so lange auf sich warten lässt.