Rezension

Eine magische Geschichte aus Japan, die mich zutiefst berührt hat

Kleine Wunder um Mitternacht -

Kleine Wunder um Mitternacht
von Keigo Higashino

Erster Satz: Es war Shotas Idee.

Darum geht es

Drei Kleinkriminelle suchen nach einem Einbruch schutz in einem Verwaisten alten Haus, welches früher einmal ein Gemischtwarenladen war. Sie wollen sich die Nacht dort verstecken und beim Morgengrauen mit ihrer Beute verschwinden, doch dann wird ein Brief eingeworfen. Vor der Tür konnten sie aber niemanden sehen und als sie den Brief lesen, stellt sich heraus, dass er aus der Vergangenheit kommt. Der Brief ist an den ehemaligen Besitzer des Ladens gerichtet, der zu seiner Zeit Ratschläge an jene gegeben hat, die darum gebeten haben. Auch damals wurde ein Brief eingeworfen und am nächsten Morgen wartete die Antwort im Milchkasten hinter dem Haus.

Die drei Männer beantworten den Brief und fangen eine Korrespondenz mit der Vergangeheit an. Wie das funktioniert, wissen sie nicht, doch es hängt scheinbar mit dem geheimnisvollen Laden zusammen und die Antwort findet sich in der Vergangenheit.

Wie es mir gefallen hat

Ich habe mich sehr gefreute, als das wundervoll verpackte Paket bei mir eintraf. Das Buch hat mich gleich angesprochen, schon allein, weil ich ein großer Japanfan bin. Amüsanter weise habe ich aber bisher noch nie ein Buch eines japanischen Autors gelesen.

Über den Schreibstil

Ganz anders und ungewohnt. Simpel, aber doch fesselnd und lebendig. Es hat mich überrascht, wie deutlich man merkt, dass der Autor aus Japan kommt. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber der Stil hat so etwas an sich, was ich auch aus den K-Dramas und den vielen Animes kenne. Das hat mir aber wirklich gut gefallen. Das Buch ließ sich sehr angenehm und flüssig lesen. Ich konnte mich schön in die Handlung versinken lassen.

»[…]Das freut mich natürlich, aber wenn ich sie lese, habe ich unwillkürlich das Gefühl, meine Ratschläge haben nur funktioniert, weil diese Menschen sie umgesetzt haben. Hätten sie nicht die Entschlossenheit gehabt, ihren Teil dazu beizutragen, hätten sie gar nicht nichts erreicht, egal was ich geschrieben hätte.«
– Seite 181

Über die Charaktere

In diesem Buch kamen zahlreiche Figuren vor, die unterschiedlicher nicht sein konnten.

Herr Namiya ist ein waiser alter Mann, der seine Erfüllung darin gefunden hatte, anderen Menschen Ratschläge zu erteilen. Das hat er bis zu seinem Tod mit Leidenschaft und Sorgfalt gemacht. Er hat das Leben jedes einzelnen maßgeblich beeinflusst.

Atsuya, Shota und Kohein sind ganz wunderbare Protagonisten, die das Herz am rechten Fleck haben. Sie hatten es bisher auch nicht einfach und gerieten daher auf die schiefe Bahn, doch diese Nacht und diese Briefe verändern sie. Shota und Kohein sind mir wesentlich schneller ans Herz gewachsen als Atsuya, der mir mit seiner pessimistischen Art etwas auf die Nerven ging.

Allein auch an den Figuren, an deren Charakter und Verhalten, merkte man, dass der Autor aus Asien kam. Es war völlig ungewohnt, hat mir aber trotzdem gut gefallen. Ich hab mich schnell daran gewöhnen können.

Über die Handlung

Ich bin wirklich begeistert von diesem Roman. Er hat so einen wundervollen, spannenden Aufbau, der mir einfach gefallen hat.

Der Autor spielt hervorragend mit den verschiedenen Erzählperspektiven und gibt dem Leser immer nur häppchenweise Infos dazu, sodass sich das Gesamtbild des Romans erst nach und nach ergibt. Mit jedem Kapitel kamen neue Hinweise, neue Fakten dazu und am Ende hat man dann verstanden, wie alles miteinander zusammenhängt. Das war einfach so wunderbar! Das Buch zu lesen war wie ein Puzzle zusammenzusetzen. Erst wenn man das letzte Kapitel gelesen hat, wenn man das letzte Puzzleteil eingesetzt hat, dann kann man das Bild erkennen. Und das hat der Autor so grandios geschafft, dass ich wirklich nur darüber schwärmen kann. Es hat einfach so viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.

Das Buch war auch unendlich emotional. Mehr als einmal kamen mir die Tränen. Higashino schreibt in „Kleine Wunder um Mitternacht“ über das Leben vieler verschiedener Menschen, die durch die Briefe an Herrn Namiya zusammenfinden. Es zeigt die unterschiedlichsten Probleme des Lebens, von Geldsorgen über Familienprobleme und Zukunftsängste. Das Einzige, was eben alle Menschen miteinander verbindet, sind die Briefe. Zu sehen, was für einen Einfluss die Ratschläge haben, die Herr Namiya bzw. eben die drei Männern aus der Gegenwart den Betroffenen geben, finde ich wahnsinnig bewegend.

Schlussendlich kam es aber nicht darauf an, was für ein Ratschlag gegeben wurde, sondern was die Betroffenen daraus machen. Das brachte der Autor einfach hervorragend und wirklich berührend rüber. Allein jetzt, wo ich darüber schreibe, kommen mir schon wieder die Tränen. Das Buch ist definitiv mein Monatshighlight.

Fazit

Ein zutiefst bewegendes und spannendes Buch in dem die Vergangenheit mit der Gegenwart kommuniziert. Das Buch zu lesen war wie ein Puzzle zusammenzusetzen. Erst wenn man das letzte Kapitel gelesen hat, also wenn man das letzte Puzzleteil eingesetzt hat, dann kann man das gesamt Bild erkennen.