Rezension

Stille Post mit Zeitreise

Kleine Wunder um Mitternacht -

Kleine Wunder um Mitternacht
von Keigo Higashino

Bewertet mit 3 Sternen

Nach einem Einbruch finden die drei jungen Männer Kohei, Shota und Atsuya in einem schon seit langem geschlossenen Gemischtwarenladen Unterschlupf für die Nacht. Dass es sich bei ihrem Versteck um einen ganz besonderen Ort handelt, bemerken die drei, als plötzlich ein Brief durch den Briefschlitz in den Laden flattert. Vor vielen Jahren als der Laden noch von seinem Eigentümer betrieben wurde hatte dieser eine Art Kummerkasten etabliert und der Briefverkehr scheint seit damals immer noch aufrecht zu sein.

Der Japaner Keigo Higashino ist vor allem als Kriminalautor bekannt Sein Roman „Kleine Wunder um Mitternacht“ ist ursprünglich schon 2012 erschienen. Dieser war in Japan erfolgreich und wurde sogar verfilmt. Jetzt liegt das Buch in deutschsprachiger Übersetzung vor. Der Autor versetzt die Leserin an einen wundersamen Ort. In dem kleinen Laden gelten die Gesetze von Zeit und Raum nicht mehr und die drei jugendlichen (Anti)Helden geraten in eine magische Geschichte. Die Story ist hervorragend geplottet - das muss man dem Autor lassen. Trotz vieler Perspektivenwechsel und Zeitsprünge schließt sich letztlich der Erzählkreis und löst alle fraglichen Zusammenhänge auf.

„Wann hat uns zuletzt jemand um Rat gebeten? Ach, stimmt ja, noch nie. Und wahrscheinlich kommt es auch in unserem Leben nicht wieder vor. Das ist unsere erste und einzige Chance. Ergreifen wir sie doch einfach, nur dieses Mal.“

Es kommt, dass die drei eher tollpatschigen Kerle, in Schicksale eingreifen und zu guter Letzt… (das will ich nicht spoilern)

Aber die Geschichte konnte mich einfach nicht einfangen. Zu vorhersehbar, zu schlicht, zu gefällig, mit zu süßlichem Unterton Der abgefahrene skurrile magische Realismus, den bei ich bei manchen japanischen Schriftstellern so sehr schätze, verkümmert hier zu einer Zeitreise mit stiller Post.