Rezension

Magischer Schicksalsreigen

Kleine Wunder um Mitternacht -

Kleine Wunder um Mitternacht
von Keigo Higashino

Bewertet mit 3 Sternen

Ein ungewöhnliches, faszinierendes Leseerlebnis.

Es wäre schwierig die Geschichte verständlich zusammenzufassen, ohne dabei zu viel zu verraten. Das Buch liest sich wie eine Aneinanderreihung verschiedener Episoden, in der verschiedene Schicksale parallel erzählt werden, um immer wieder aufeinanderzutreffen, so dass sich daraus am Schluss wie bei einem prächtigen Mosaik ein Gesamtbild zusammensetzt. Da sind zuerst einmal natürlich die drei Diebe, die sich in dem leerstehenden Gemischtwarenladen verstecken. Über sie erfährt man erst gegen Ende mehr, aber sie wirken von Anfang an eher sympathisch. Dann ist da die Geschichte des früheren Ladeninhabers und der geheimnisvollen Briefe, die sich durch das ganze Buch zieht und alles wie ein roter Faden zusammenhält. Dazu werden die Schicksale verschiedener Personen geschildert, die irgendwann im Leben an einem Wendepunkt ankamen und einen Rat brauchten. Es war interessant, die unterschiedlichen Charaktere kennenzulernen, sie ein Stück zu begleiten und zu erfahren, wie der erhaltene Ratschlag ihr weiteres Leben beeinflusst hat, was oft ganz anders verlief als erwartet. Dabei gibt es neben dem kleinen Laden einen weiteren Ort, der in allen Geschichten immer wieder eine Rolle spielt und die Menschen miteinander verbindet. Ich war beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit es dem Autor gelang die Handlungsstränge zu kreuzen, so dass der Fluss der Geschichte völlig natürlich wirkte und niemals den Eindruck erweckte, hier musste ein künstlicher Zufall konstruiert werden, damit am Ende alles zusammenpasst. Dabei auch noch verschiedene Zeitebenen aus über dreißig Jahren zu vermischen beweist große Erzählkunst und hat mich sehr beeindruckt. Ein ungewöhnliches, faszinierendes Leseerlebnis.