Rezension

Eine spannende Geschichte jenseits von Gut und Böse.

Breaking News - Frank Schätzing

Breaking News
von Frank Schätzing

Bewertet mit 4 Sternen

Du lügst wie gedruckt und alles ist wahr.

Verlag:            Kiepenheuer & Witsch
Sprecher:       Hansi Jochmann, Oliver Striezel
Format:          Hardcover, eBook, Hörbuch (ungekürzt)
Umfang:         976 Seiten, ca. 35 h 12 min
Erschienen:  06. März 2014

Inhalt:
Er ist der Starreporter und die Kriegsschauplätze der Welt sind sein Spielplatz. Für Tom Hagen ist die Welt sein Sandkasten, doch er kennt keine Grenzen. In Afghanistan geht einer seiner Einsätze in die Hose. Viele Menschen sterben und Toms Ruf ist ruiniert.
3 Jahre später und am Grund von so ziemlich allem was sich finden lässt, sieht er eine Chance in den Journalisten-Himmel zurück zukehren. Und das wieder ohne Rücksicht auf Verluste. Doch diese Story ist größer als er ahnen kann und es geht nicht nur um sein Leben und seine Karriere. 

Meine Meinung:
Breaking News ist kein einfacher Thriller. Er kombiniert das was man unter einer Familiensaga verstieht das ganze mit einen Politdrama und einer ordentlichen Portion Fiktion und formt das ganze zu einem Thriller, der einen packt und gefangen nimmt. Der einen Überlegen lässt und Einhalten. Der Grenzen verschwimmen lässt und mit Vorurteilen aufräumt und vielleicht auch neue schafft. Auf jeden Fall lässt einem weder die Story noch das Thema so schnell wieder los.

Mit Tom Hagen hat der Autor keine Sympathie-Figur geschaffen - ganz im Gegenteil. Im Grunde ist er ein Reporter, wie man sich ihn vorstellt - egoistisch, verblendet und immer nur auf der Suche nach der nächsten Story, egal wenn er damit in Gefahr bringt oder was die Konsequenzen sind, solange eine Titelstory und vielleicht der Pulitzer für ihn dabei raus springt. Selbst als er seine ganze Welt zerstört hat und zu seinen Füssen sich die Leichen stapelten, war er sich keiner Schuld bewusst. Doch seine letzte Chance hat nur im ersten Moment mit seiner Karriere zu tun. 

Frank Schätzing spielt in seinem neusten Werk gekonnt mit Schuld und Unschuld, mit Wahrheit und Lüge, Gut und Böse und wie schell eine  kleine "Notlüge" zu einer großen Wahrheit und noch größerer Schuld werden kann. Wie schnell die Politik die Menschen vergisst und das der Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert ist.

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart, als sich Tom Hagen während eines Aufenthalts in einem Bundeswehrlager in Afganisthans zu langweilen beginnt. Dieser Ausdruck trifft es wohl am besten. Dort erfährt er von 3 europäischen Geiseln für die sich niemand interessiert - nicht die Armee, nicht die Politik und nicht die Taliban. Er mischt sich ein, in dem er den Geiseln verspricht, sich für sie ein zu setzen und den Entführern, ihre Geiseln bekannt zu machen, damit sie Geld wert sind. Doch eigentlich will der die Story nur zuerst in die Nachrichten bringen und das ganze so groß wie möglich aufspielen. Er spielt Armee und Geiselnehmer gegeneinander aus und merkt dabei nicht einmal, das er der tatsächliche Spielball ist. Am Ende verlieren alle - den Krieg ist kein Spielplatz.

Von da an muss er sich am unteren Ende der Nahrungskette zurecht finden. Für drittklassige Online-Magazine verpasst er immer wieder die große Story - ob in Syrien oder Libyen.  Und immer sind die anderen Schuld. Nicht Tom Hagen, nicht die Drogen, nicht der Alkohol, der zu seinem ständigen Begleiter geworden ist und der verhindert, das er sich mit seinem Tun auseinandersetzen muss. Doch er ist nur ein Stein im Rädchen der Geschichte.

Dagegen stehen die die Episoden aus den Gründungszeiten Israels, den so weit muss man zurück, um zu verstehen, warum es soweit kommen konnte. Man lernt zu beginn 2 Familien 1929 in Palästina kennen. Schon 16 Jahren von der Gründung Israel leben  dort Araber und Juden, teils friedlich und teils feindselig bei einander, noch unter der Regie der Briten. In dieser Zeit finden sich 2 Familien in der Siedlung Kfar Malal als Freunde zusammen. Die Familien Scheinermann und Khan werden über Jahrzehnte beobachtet und durch Freud, durch Leid und durch Krieg und trügerischen Frieden gefolgt. Eine Freundschaft, die sich über Jahrzehnte durch die Geschichte Israels zieht und die am Ende in der Person von Premierminister Ariel Scharon und der Ärztin Jael Khan ihren Showdown findet. 

Zu Beginn habe ich diese Episoden als störend empfunden. Ich konnte mir nicht vorstellen, was diese Ereignisse mit der Geschichte im heutigen Israel zu tun haben sollte. Anfangs noch interessant, wurde es mir schnell zu viel und ich habe bei der ein oder anderen Stelle auch nicht sehr genau zu gehört. War ja auch einfach. Die Gegenwart spricht Oliver Striezel und die Geschichte Isreals wird durch Hansi Jochmann gesprochen. Später habe ich dann zurück gehen müssen, um mich zu erinnern, was genau da passiert war und warum in der Zukunft die Protagonisten so reagiert haben. Doch setz oder hört genau hin, den diese Episoden, die Anfangs lang und zäh wirkten, werden wichtiger ja, weiter die Geschichte fortfährt. Stellenweise waren es etwas viel Intergrundinfos, doch dies betraf nicht die Geschichte sondern, die Erklärungen der verschiedenen Siedlungsformen zum Beispiel. 

Im Hauptplot verschwimmen immer wieder die Seite von Gut und Böse. Es geht teilweise etwas drunter und drüber und nicht immer fiel es mir leicht zu verstehen, wer da grad hinter wem her war.

Die wichtigste Frage ist wahrscheinlich: Ist das Buch spannend?  Eine gute Frage, aber nicht leicht zu beantworten. 

Die Hauptstory ist spannend, mal mehr mal etwas weniger, die Episoden die sich mit Israels Geschichte befassen, sind eher leidlich spannend. Ich würde diesem Part eher als interessant bezeichnen. Dank Frank Schätzing Recherche-Talents habe ich mehr durch die beiden Familien über Israels erfahren, als mir sämtliche bisherigen Reportagen, Schulbücher und Nachrichten vermittelt haben. Ich kann die Problematik der Region besser verstehen und das ohne das mir erzählt wurde, wer der Böse und wer der Gute ist. Den die Zeit von Gut und Böse ist schon lange vorbei in dieser Region.
Also ist das Buch spannend? Ja, mit Einschränkungen die aber trotzdem interessant sind.

Das Buch lässt seine Charaktere wachsen, ob es Geheimdienstchefs oder Politiker, ob es Siedler oder Reporter sind - sie alle müssen sich mit der Gegenwart und der Vergangenheit auseinandersetzen und müssen abwägen, wie sie in Zukunft verleben wollen/können. 

Fazit: Eine doch spannende Geschichte, die sich an manchen Stellen etwas zu sehr in der Recherche des Autors verliert, ohne aber wirklich den Faden zu verlieren.