Rezension

Eine tragische Liebesgeschichte vor authentischem Hintergrund

Der Edelsteingarten - Susanne Ayoub

Der Edelsteingarten
von Susanne Ayoub

Laura lernt am Weihnachtsabend 1955 in Wien den Iraker Younis und seine Brüder kennen. Beide verlieben sich Hals über Kopf ineinander, bis Laura schließlich beschließt Younis nach Bagdad zu folgen. Der Beginn eines orientalischen Märchens, gefolgt von einer Traumhochzeit. Doch das Glück der beiden wird auf eine harte Probe gestellt. Politische Unruhen, denen bald eine Revolution folgt, macht das Leben von Laura in Bagdad unsicher. Dann wird auch noch ihre gemeinsame Tochter Jenny geboren. Younis setzt Laura immer mehr unter Druck, da er sich noch mehr Kinder wünscht, Laura jedoch, hinsichtlich der prekären Lage, eine weitere Schwangerschaft verhindert. Die Ehe der beiden ist geprägt von Mißtrauen und Unverständnis. Bald müssen beide einsehen, wie schwierig es ist, ihre Kultur und Mentalität zu vereinen, ohne sich selbst zu verlieren. Besteht für die beiden noch eine Möglichkeit ihre junge Liebe zu retten?

"Das Leben besteht aus zwei Teilen" sagte Younis. "Die Vergangenheit - ein Traum. Die Zukunft - ein Wunsch." (Zitat Klappentext)

Die Autorin Susanne Ayoub ließ sich bei diesem Roman von der Liebesgeschichte ihrer Eltern inspirieren. 
Meine Erwartungen an diese Lektüre waren sehr hoch, da ich schon andere sehr berührende Werke von Susanne Ayoub kennenlernen durfte. Diese wurden hier allerdings nicht erfüllt.

Der Schreibstil der Autorin war auch diesmal wieder sehr angenehm und flüssig zu lesen. Die Unterschiede der kulturellen Lebensweise von Laura und Younis sind treffend formuliert und kommen beim Leser nachvollziehbar an. Die Schönheit des Orients erwacht vor dem inneren Auge, aber auch die politischen Hintergründe von Bagdad wurden hier informativ und eindrucksvoll transportiert.
Aber da komme ich schon zu meinem Kritikpunkt. Die Story an sich, eine junge Frau stürzt sich, fern der Heimat, in ein Abenteuer, dessen Ausgang ungewiß ist. Es schlägt ihr gleichermaßen Gastfreundschaft sowie Feindseligkeit entgegen. Bei der Familie ihres zukünftigen Mannes ist sie keineswegs willkommen. Sie spricht nicht die Sprache und auch die Kultur mit all ihren Regeln und Bräuchen sind ihr fremd. Sie gibt ihre Unabhängigkeit auf und begibt sich in die Hände eines Mannes, den sie eigentlich gar nicht kennt.
Hier würde man wohl ein Feuerwerk der Gefühle erwarten, aber weit gefehlt. Die Protagonisten, vor allem Laura, blieben blass und emotionslos. Es wurde zwar einiges angedeutet, aber nicht zuende geführt. Die gesamte Handlung über, blieb eine unsichtbare Distanz zwischen dem Leser und den Charakteren. Schade eigentlich, denn hier wurde sehr viel Potenzial verschenkt.
Die Grundstruktur dieses Romans gefiel mir dennoch und ich fühlte mich gut unterhalten und durfte zudem ein interessantes Land kennenlernen.

Von mir gibt es 4 Sterne für dieses Buch. Leseempfehlung für alle, denen die Handlung und informative Fakten über Land und Leute wichtiger sind, als ausgereifte Charaktere.