Rezension

Interessante Konstellation, letztlich aber zu oberflächlich und banal

Der Edelsteingarten - Susanne Ayoub

Der Edelsteingarten
von Susanne Ayoub

Bewertet mit 3 Sternen

Im Jahr 1955 lernt Laura in Wien Younis kennen, einen westlich orientierten Iraker. Beide verlieben sich und da Laura in Wien nicht viel zu verlieren hat, folgt sie Younis in dessen Heimat. Sie spricht kein arabisch, kennt im Irak außer Younis niemanden und hat keine Ahnung von dem Land und der Kultur, die sie erwarten. All das ändert sich schrittweise, doch ihre Rolle als Muslima und Ehefrau kann sie bis zuletzt nicht recht annehmen. Umgekehrt begehrt sie jedoch auch nicht dagegen auf, sondern verharrt in Passivität. Daran ändert sich auch nichts, als die große Liebe zu Younis zusehends Enttäuschung und Frustration weicht. Younis engagiert sich politisch, während der revolutionären Umbrüche im Irak ist er praktisch gar nicht mehr für die Familie da. Laura hingegen bleibt zu Hause, kümmert sich um die gemeinsame Tochter und interessiert sich nicht weiter für das, was in ihrer neuen Heimat passiert. Da die Geschichte aus Lauras Perspektive geschrieben ist, bekommt man daher auch als Leserin nicht viel von den politischen Geschehnissen mit, sondern verharrt mit Laura in deren Grübeleien.

Der "Edelsteingarten" gefiel mir zunächst sehr gut. Die Konstellation ist spannend gewählt, ich war neugierig mehr über den Irak vor Saddam Hussain zu erfahren. Tatsächlich wurden auch ein paar Speisen beschrieben und eine irakische Hochzeit dargestellt, je weiter die Handlung voranschritt, desto seltener wurden solche kulturellen Besonderheiten jedoch erwähnt. Besonders schade fand ich, dass auch die politischen Umstände weitgehend ausgespart wurden. Nur am Rande bekommt man beim Lesen etwa mit, dass der König von Revolutionären gestürzt wird. So bleibt der Roman letztlich eine banale Liebesgeschichte, mit einer außergewöhnlichen Konstellation, aber ohne dem politischen und kulturellen Anspruch, den ich mir erhofft hatte.

Hinzu kommt, dass die Geschichte für mich bisweilen kaum nachzuvollziehen war, da ich Lauras Passivität und Desinteresse einfach nicht verstehen konnte. Bisweilen hat es mich fast schon wütend gemacht, dass sie nur zu Hause sitzt, statt Verantwortung für sich und ihr Kind zu übernehmen. Vielleicht hatte ich auch dadurch Schwierigkeiten, in die Geschichte zu finden und mit Laura mitzufühlen.

Alles in allem empfand ich "Der Edelsteingarten" daher als einen Roman mit einer interessanten Idee, der jedoch dieses Potential nicht ausschöpfen kann. Über blieb daher eine solide geschriebene, letztlich aber etwas banale und oberflächliche Liebesgeschichte.