Rezension

Zerbrechliche Liebe

Der Edelsteingarten - Susanne Ayoub

Der Edelsteingarten
von Susanne Ayoub

Bewertet mit 3 Sternen

„...Es gab niemand außer ihnen beiden, nur das Rauschen des Windes in den hohen Fichten, das zarte Knirschen des Schnees, wenn sich die Zweige bewegten...“

 

Die 25jährige Laura lebt in Wien des Jahres 1955. Die Ehe ihrer Eltern ist zerrüttet. Sie lieben sich nicht, aber sie können auch nicht ohne einander. Der Vater ist oft betrunken. Das beeinflusst aber seine berufliche Tätigkeit als Geschäftsführer eines Hotels nicht. Die Mutter jammert

und kann nicht auf eigenen Füßen stehen. Ihr zuliebe ist Laura wieder zu Hause eingezogen. Laura rechnet mit einem freudlosen Weihnachtsabend. Doch dann bringt der Vater drei junge Männer aus dem Hotel als Gäste mit. Es sind die Geschwister Al-Quassem aus Bagdad. Laura und Younis, der jüngste der Brüder und Anwalt, finden Gefallen aneinander.

Die Autorin hat in dem Buch die Lebens- und Liebesgeschichte ihrer Eltern aufgearbeitet.

Für Laura ist die Liebe zu Younis die Chance, ihrem freudlosen Leben zu entfliehen. Sie folgt ihm trotz Warnungen nach Bagdad. Sie weiß nichts über seine Welt. Younis hat für Laura einiges aufgegeben, doch das Zusammenleben gestaltet sich schwierig. Laura konvertiert zum Islam, ohne Kenntnis darüber, was das für sie als Frau bedeutet. Beide leben mehr nebeneinander als miteinander.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Die Lebensverhältnisse in Wien und Bagdad werden gut beschrieben. Die Autorin findet schöne Metapher nicht nur für die Welt des Orients. Obiges Zitat steht für eine Moment in Wien, bevor sie sich ihre Liebe gestehen. Eingeflochten in die Geschichte werden die politischen Ereignisse im Irak. Eine Revolution folgt auf die nächste. Die Grausamkeiten der Sieger werden mir allerdings zu ausführlich geschildert. Dafür bleibt im Unklaren, auf welcher Seite Younis wann steht. Gespräche zu politischen Themen gibt es kaum. Nur dann, wenn sich Younis gegen Freundschaften von Laura stellt, wird deutlich, dass dahinter auch politische Interessen stecken. Mit der Zeit wird der Umgang der Liebenden miteinander immer nüchterner. Nur im Bett finden sie noch zueinander. Schweigen und Lügen, Drohungen und Unverständnis bestimmen das Geschehen. Häufig kann ich nicht nachvollziehen, was Laura eigentlich will. Bei Younis wird deutlich, dass er im inneren Konflikt steht zwischen seinen anerzogenen Werten und dem Rest Liebe, die er für Laura empfindet. Mir fehlt an vielen Stellen die emotionale Komponente. Außerdem gelingt es beiden nicht, ehrlich miteinander über ihre Probleme zu reden. Lauras Entscheidungen sind oft nicht nachvollziehbar. Warnungen ignoriert sie.

Das Cover in dunklem Rot ist auffallend.

Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen, es wurde aber eine Menge an Potential verschenkt. Oft hatte ich den Eindruck, Episoden eines Lebens zu lesen, ohne dass Zusammenhänge klar wurden. Hinzu kommt, dass der anfänglichen Liebe bald die Basis fehlte. Eigensucht dominierte auf beiden Seiten über Gemeinsamkeit.