Rezension

Eines der besten Bücher überhaupt

Billy Summers -

Billy Summers
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Billy ist Kriegsveteran und hat nach seiner Militärlaufbahn einen Beruf daraus gemacht: Er ist Auftragskiller. Bei seinem letzten Job geht einiges schief. Statt ein neues Leben zu beginnen, ist er auf der Flucht und liest dabei die junge Alice auf, die er aus einer brenzligen Situation rettet. Soll er sich rächen und holen, was ihm zusteht? 

"Billy Summers" ist ein Roman von Stephen King, der sich in die Seele brennt. Wie in vielen anderen Werken zeigt der Autor, dass er Geschichten und Figuren auf unheimliche Weise zum Leben erweckt. 

Zugegeben, als ich den Klappentext zu "Billy Summers" gelesen habe, war ich wenig beeindruckt. Ein Roman über einen Kriegsveteran, der sich als Auftragskiller den Lebensunterhalt verdient? Für mich klang das zwar annehmbar, ist aber nicht unbedingt der Stoff, der mir unter den Nägeln brennt. Trotzdem war mein Interesse geweckt, weil es Stephen King geschrieben hat, und ich neugierig war, was sich der Meister dazu ausgedacht hat. 

Billy Summers ist, wie mittlerweile bekannt, ein Kriegsveteran, der als professioneller Mörder ausgezeichnet über die Runden kommt. Für seinen letzten Job wird ihm eine profitable Summe angeboten, der er nicht widerstehen kann. Billy nimmt das Angebot an und zieht den Job durch, während ihm der:die Leser:in konzentriert über die Schulter schaut.

Im Fernsehen ist ein Auftragsmord rasch abgehandelt. Ein Schuss aus einer perfekten Position, das Opfer stirbt, der Killer flieht, und damit ist der Job getan. Stephen King hat sich vermutlich für eine realistischere Darstellung entschlossen, indem er solch einen Auftrag mit allen Hintergründen und Zusammenhängen beschreibt.

Gemeinsam mit Billy Summers bereitet sich der:die Leser:in detailliert auf die Tat, das Umfeld und die Flucht vor. Die Gegend wird genauestens abgecheckt, die beteiligten Personen werden haargenau unter die Lupe genommen, Pläne werden erdacht und verworfen, Szenarien entworfen und Menschen auf die falsche Fährte gelenkt. Minutiös plant Billy Summers seinen letzten großen Coup, und veranschaulicht, wie langwierig und ermüdend dieser aufregende Job im echten Leben ist.

Um sich die Zeit zu vertreiben, weil er es immer schon tun wollte, und es außerdem seiner Tarnung dient, schreibt Billy Summers an einem Buch, das von seinem Leben, der Last, die ihn umtreibt,  und von der Zeit im Irak erzählt. 

„Er ist in diesem Drama der Schurke, wieso sollte man den Plot also durch seine heroische Vergangenheit verunklaren?“ (S. 336)

Damit hat sich Stephen King des Buches in einem Buch bedient und schafft somit eine perfekte Dynamik, die den:die Leser:in an den Seiten kleben lässt. Ich habe mich in diesen Roman verliebt! Ich bin darin versunken, habe jede einzelne Zeile genossen und trotz Kings Liebe zum Detail, habe ich in jedem einzelnen Wort seine Berechtigung entdeckt. 

Ich konnte nicht anders als an Billy Summers Leben teilzuhaben. Ich staunte über seinen Scharfsinn, seine Intelligenz, erstarrte vor seiner Gefühllosigkeit und wunderte mich, dass er sich trotz allem ein gutes Herz und eine gesunde Moral bewahrte. 

In „Billy Summers“ geht es um das Leben, gute und schlechte Entscheidungen, Zufall, Glück und Schicksal, und welche Magie das Schreiben und Lesen in unseren Alltag bringt. 

„Wusstest du, dass man vor einem Bildschirm oder einem Schreibblock sitzen und die Welt verändern kann? Das mag zwar nicht von Dauer sein, die Welt kehrt immer wieder zurück, aber bevor sie das tut, ist es fantastisch. Es ist alles, was es geben kann.“ (S. 716)

Am Schluss blieb ich traurig zurück, weil meine Zeit mit Billy Summers zu Ende war. Es ist eines dieser Bücher, die man umarmt und mit einem tiefen Seufzen an sich drückt, nachdem man es zugeklappt hat. 

Meiner Meinung nach ist "Billy Summers" eines der besten Bücher, nicht nur von Stephen King, sondern überhaupt. Abseits vom übernatürlichem Horror beweist der Autor erneut, mit welchem Feingefühl und welcher Tiefe er Leben in den Köpfen seiner Leser:innen erschafft. Ich verneige mich vor diesem eindringlichen Werk und spreche eine Leseempfehlung aus.