Rezension

Starke Charaktere

Billy Summers -

Billy Summers
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Stephen King polarisiert seit jeher und noch bevor ich das Buch zur Hand nahm, hatte ich schon den ein oder anderen negativen Kommentar zur ersten Hälfte des Buches gelesen und zu den deutlichen Längen, zu denen King ja immer mal wieder tendiert. 

Oberflächlich betrachtet passiert tatsächlich nicht viel in diesem Buch, vor allem tatsächlich in der ersten Hälfte. Es ist auch kein spannendes Buch im klassischen Sinne und Horrorelemente sucht man vergebens. Steht ja auch vorne drauf: es ist ein Roman. Stephen King hat uns hier vor allem eines geschaffen, zwei wundervolle Charaktere. Gut ausgearbeitete, starke Persönlichkeiten waren ja schon immer die Stärke des Großmeisters. Mit Billy hat er einen Antihelden erschaffen, der mir persönlich sehr sympathisch ist und im zweiten Teil des Buches schenkt er uns die wunderbare Alice. Die Bücher von Stephen King sind "erwachsen" geworden über die Jahre, aus dem subtilen Horror sind runde, gereifte, hochwertige, reflektierende und auch gesellschaftskritische Geschichten geworden. Und: keine Horrorelemente heißt nicht, dass wir als Leser nicht leiden würden. Stephen King lässt uns mit Billy Summers den Horror auf ganz andere Art erfahren, er lässt uns MIT bzw. DURCH seine Charaktere leiden, quasi durch die Hintertür. Und wir laufen blindlings in die gestellte Falle. Er schafft uns tolle Charaktere, an denen wir hängen, noch bevor uns klar wird, was da passiert, nur um diese dann auf eine Achterbahnfahrt zu schicken. Ich habe richtig mitgefiebert, mitgefühlt und mitgelitten mit den beiden Protagonisten. Das schaffen nur die richtig guten Autoren. 

Ich fand die Geschichte sehr kurzweilig, der Aufbau war mir auch nicht langweilig und ich bin froh, dass ich so viel Zeit hatte, Billy richtig kennenzulernen. Eines der besten Bücher von Stephen King!