Rezension

Eines trennt sie: die Green Card

Mein Sommer mit Kalaschnikow - André Aciman

Mein Sommer mit Kalaschnikow
von Andre Aciman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Sommer lang sind sie Freunde : Der Ägypter, der in Harvard studiert und der Taxifahrer Kalasch, der wegen seiner Tiraden meist nur Kalschnikow genannt wird. Kalsch stammt aus Tunesien, der ähnliche Migrationshintergrund verbindet die beiden. Doch anders als Kalasch besitzt der Ägypter, aus dessen Sicht der Roman wie eine Erinnerung an einen längst vergangenen Sommer erzählt wird, eine Green Card. Kalasch droht die Abschiebung aus Amerika  und dies verbittert ihn. Dennoch verbindet die beiden Männer im Sommer 1977 eine Freundschaft, geprägt von denselben Interessen: Diskutieren, Parlieren und Frauen aufreißen. Doch der Sommer geht schnell vorbei und was ist mit ihrer Freundschaft ?

Das Format des Buches hat mir gefallen, es fällt eher klein aus, liegt aber gut in der Hand. Eng beschriebene Seiten lassen sich aber nicht so schnell lesen. Das Cover ist knallig, das gelbe Auto passt zum Inhalt. Der Preis ist im oberen Buchsegment, dafür ist allerdings ein ebook-Code mit inbegriffen.

Meinung:

Ein Buch, durch das ich mich anfangs so gar nicht gepackt hat, denn eine Handlung findet man hier kaum. Vielmehr geht es ums Kennenlernen der beiden Protagonisten, die sich vielleicht zu ähnlich sind. Doch der große Unterschied zwischen beiden ist die Green Card. Der eine darf im goldenen Land bleiben, der andere ist bedroht von der Ausreise. Der eine genießt, während der andere hadert. Der Ich -Erzähler, der die ganze Zeit namenlos bleibt, befreundet sich mit Kalasch. Doch seine eigene Haut ist ihm immer am wichtigsten. Schonungslos lässt er den Leser teilhaben an seinen Gedanken, seinen Gefühlen und seinen Reaktionen.
Er reagiert menschlich - schwach und verräterisch und doch beschämend.
Auch wenn mir die Lebensart der beiden Hauptprotagonisten nicht gefallen hat, schafft es Aciman sie gekonnt zu charakterisieren. Mit vielen menschlichen Facetten.

Fazit:

"Mein Sommer mit Kalaschnikow" ist kein 08/15 -  Buch und Aciman kann für sich beanspruchen, dass er einen niveauvollen Schreibstil hat.
Am Anfang musste ich mich durchkämpfen, aber am Ende hat mich die Schilderung des Verhaltens des Protagonisten überzeugt - denn er zeigt damit ein typisches Verhalten. Mehr möchte ich nicht verraten.