Rezension

Erfrischend anders, witzig und tiefsinnig

Ich, Eleanor Oliphant - Gail Honeyman

Ich, Eleanor Oliphant
von Gail Honeyman

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzmeinung

Handlung: Eleanor Oliphant ist anders. Das merken sofort alle, die mit ihr zu tun haben. Menschen wie Eleanor werden gemieden, ausgegrenzt, ausgelacht. Eleanor ist Single, Einzelgängerin und ohne Freunde. Doch Eleanor ist keine Autistin, auch wenn ihr Verhalten das zu Beginn vermuten lässt. Hinter Eleanors seltsamen Verhalten steckt eine grausige Geschichte. Ein Entwicklungs– und kein Liebesroman! Verrückte Liebe ist der plötzliche Einschnitt in Eleanors durchgetaktetem Alltag, doch es geht um so viel mehr.

Charaktere: Sie ist offen, sie ist direkt, sie ist anders. Eleanor Oliphant versteht Ironie und Humor nicht richtig, Anspielungen durchschaut sie nicht, zwischen den Zeilen kann sie auch nicht lesen, doch sie ist sehr intelligent, belesen und hat außergewöhnlich gute Manieren. Sie wundert sich immer, warum Menschen nicht direkt das sagen können, was sie meinen, denken und wollen. Es scheint, als wäre sie Autistin, wenn es um Sozialkompetenz geht. Eleanor ist in ihrer Gesamtheit ein sehr liebenswerter Mensch. Auf eine traurige und ganz schräge Weise ist sie ihrer schrecklichen Mutter untertan. Ramyond, IT-ler und Eleanors Arbeitskollege wird zufällig in ihr Leben “gespült” und wird zu einem Freund, den Eleanor nie hatte. Er wird zu einer verlässlichen Komponente, die auf ihre eigene Art Eleanors Leben unterwandert.

Spannung: Je weiter man liest, desto mehr entfaltet die Geschichte einen ganz eigenartigen Sog. Als Leser*in weiß man, es ist etwas Furchtbares passiert, doch man kann es noch nicht greifen. Dieses “Was ist Eleanor in ihrer Kindheit widerfahren” steigert die Spannung von Seite zu Seite.

Schreibstil: Der in der Ich-Form geschriebene Roman bringt Nähe zur Protagonistin. Er ist ein Buch, das im ersten Moment oberflächlich erscheint, nach und nach aber seine Tiefe offenbart und gespickt ist mit vielen lustigen bzw. schrägen Situationen und einigem Wortwitz.

Ende: Das Ende gefiel mir, da es positiv und hoffnungsvoll ist. Es ist die Krönung von Eleanors Entwicklung, rund und dennoch genug offen, um weiter nachdenken zu können

Hörbuch: Das Hörbuch ist sehr angenehm zu hören. Laura Maires stimme verleiht Eleanor einen ganz eigenen Charakter, der sehr gut zu meiner Vorstellung von ihr passte.

Fazit: Wer eine echte Liebesgeschichte erwartet, der ist falsch bei diesem Buch! Wer sich jedoch auf eine verschrobene Protagonistin freut und mit ihr ihr eigenes Leben und ihre Zukunft entdecken möchte, ist hier genau richtig! Lustig, traurig, verrückt, erschreckend, grausam und hoffnungsvoll, das sind die Worte, die dieses Buch beschreiben. So viel auf einmal, was will man mehr? Absolut lesens- und hörenswert!