Rezension

Erinnerungen an eine Kindheit

Ein Baum wächst in Brooklyn - Betty Smith

Ein Baum wächst in Brooklyn
von Betty Smith

Bewertet mit 5 Sternen

„An dem Tag, an dem sie merkte, dass sie lesen konnte, schwor sie sich, täglich ein Buch zu lesen, solange sie lebte.“ (Seite 211)

Betty Smith lebte von 1896 bis 1972. Ihre Großeltern waren aus Deutschland eingewandert; sie selbst wurde in Brooklyn geboren. Wer diese Hintergründe beim Lesen im Kopf hat, kommt nicht umhin, dieses Buch als autobiografisch anzusehen.

Betty Smith erzählt von Francie, einem ebenfalls in Brooklyn geborenen und dort lebenden Mädchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie durchlebt eine armselige, aber glückliche Kindheit, von der viele Einzelheiten erzählt werden. Als Leser tauchte ich ein die lang zurückliegende Zeit vor über hundert Jahren, als Lehrerinnen noch nicht heiraten durften und als unzufriedene Jungfern den Kindern das Leben schwer machten. Doch Francie hatte einen ungebrochenen Lerneifer und eignete sich mit ihrer aus der Bibliothek ausgeliehenen Lektüre alles an, was sie benötigte. Nach dem viel zu frühen Tod des Vaters begann sie zu arbeiten und stieg schon mit 15 die Karriereleiter hoch.

Ebenso wie Betty Smith (die mit diesem 1943 erschienen Debütroman schnell die amerikanische Bestsellerliste anführte und für den Pulitzerpreis nominiert war) zog Francie am Ende des Buches nach Michigan, wo sie hoffte, sich an der Universität einschreiben zu können. 

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Er hat mich in ein längst zurückliegendes Zeitalter entführt und mich in das Familienleben von Francie mitgenommen. All ihre Wünsche und Träume wurden lebensnah erzählt, ebenso wie die Faktoren, die ihr das Leben schwer machten. Für mich ist das einer der Klassiker, den ich nicht so schnell vergessen werde. Schön, dass der Insel-Verlag ihn neu herausbrachte!