Rezension

erschreckend

Memento - Die Überlebenden - Julianna Baggott

Memento - Die Überlebenden
von Julianna Baggott

Memento stand schon seit langem auf meiner Wunschliste, und ich habe mich wahnsinnig gefreut, als ich es endlich in den Händen gehalten habe. Bereits das Cover des Buchs gefällt mir unheimlich gut, und nun, nach dem Lesen finde ich es noch schöner und ausdrucksstarker.

Nachdem ich begonnen habe zu lesen war ich erst einmal schockiert. Die von Julianna Baggott geschilderte Welt nach den Bomben ist zutiefst unmenschlich. Am meisten erschrocken haben mich jedoch die Verunstaltungen der Überlebenden. Durch die Bomben sind die meisten Menschen verunstaltet, mit Gegenständen oder anderen Menschen verschmolzen und sowohl in der Tier- als auch in der Pflanzenwelt gab es Mutationen. Dies fand ich sehr beklemmend, es hat mich schockiert und weil ich auf so etwas auch sehr sensibel reagiere, habe ich überlegt das Buch abzubrechen. Zu groß war meine Angst vor Albträumen. Ich habe das Buch dann jedoch nicht abgebrochen, worüber ich froh bin. Toll finde ich, wie die Menschen mit diesen Verunstaltungen umgehen. Sie verstecken sich nicht, sondern sind stolz, weil sie überlebt haben.

Diese Unmenschlichkeit macht sich jedoch nicht nur im optischen sowie der lebensfeindlichen Umgebung bemerkbar, sondern auch bei den Protagonisten. Anfangs fand ich sie recht distanziert. Doch dann habe ich mich schnell an sie gewöhnt und fand sie sehr menschlich und auf ihre ganz eigene Art auch voller Emotionen. Die Autorin macht durch ihre Protagonisten sehr deutlich, dass Menschen die überleben müssen, nicht immer nett, zuvorkommend und optimistisch sind. Dies habe ich als sehr authentisch empfunden.  Während des Lesens lernt man verschiedene Protagonisten kennen und diese erzählen die Geschichte auch abwechselnd aus ihrem Blickwinkel. Durch die jeweilige Kapitelüberschrift wird jedoch deutlich, wer gerade erzählt, so dass mich dies zu keiner Stelle verwirrt oder irritiert hat.

Die erzählte Geschichte hat mir, nachdem ich mich von meinem anfänglichen Schock erholt habe, gut gefallen. Ich fand sie wahnsinnig spannend. Dies wurde durch Cliffhanger zum Ende der einzelnen Kapitel auch noch erhöht. Und immer wenn ich dachte, alles zu wissen und die Situation zu durchschauen, hat die Autorin neue Details hinzugefügt, welche die Spannung wieder erhöht haben. Dabei ist der Aufbau logisch und strukturiert, so dass ich es nicht verwirrend fand und mich auch nicht gefühlt habe, als würde ich völlig im Dunkeln tappen. Ich habe die erzählte Geschichte zudem als sehr raumergreifend empfunden. Das Buch kam mir wesentlich länger vor als nur die 464 Seiten, was daran liegt, dass ich ständig darüber nachgedacht habe. Auch wenn ich nicht gelesen habe, war ich mit meinen Gedanken bei der Geschichte und habe darüber nachgedacht, ob ich in so einer Welt leben könnte.

Doch trotz all dem negativen, grauen, erschreckenden und unmenschlichen gibt es auch schöne Momente im Buch. Die Protagonisten, besonders Pressia, haben immer wieder Gedanken, welche mich an bunte Blumen in einer grauen Aschewüste erinnert haben. Auch der Umgang der Protagonisten mit dem Thema „Hoffnung“ hat mir gut gefallen, da er sich zum Teil mit meinen eigenen Gedanken zu der Thematik deckt.

Auch wenn dieses Buch als Jugendbuch deklariert ist, ist es nicht zu teeniehaft. Gerade dies hat mir besonders gut gefallen. Rosarote verliebtheits-wölkchen und schmalztriefende Liebesschwüre wären bei dieser Geschichte völlig fehl am Platz und zum Glück hat die Autorin auch zu Gunsten der Authentizität darauf verzichtet.

Fazit:

Die Autorin hat mich mit Memento schockiert, betroffen gemacht und dennoch völlig begeistert. Die Geschichte ist hart und die Autorin hat dies ohne Schnörkel und ohne weiche Pufferzonen umgesetzt. Die Geschichte rund um Pressia, Bradwell und die anderen ist spannend und wird trotz vieler Details nicht unlogisch. Auf mich wirkt das Verhalten der Protagonisten und ihre Art mit Gefühlen umzugehen authentisch und ich finde es gut, dass die Autorin hier ihre klare Linie auch deutlich beibehalten hat. Memento- die Überlebenden ist der erste Teil einer Trilogie und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung!