es geht politisch weiter
Bewertet mit 5 Sternen
Melia Adan, die ich ja schon aus Im Namen der Lüge kenne, bestimmt auch in diesem Teil einen großen Teil der Handlung und der Dynamik. Das Verschwinden ihrer ehemaligen Kollegin Solveig Fischer lässt sie einfach nicht los und sie sucht verbissen weiterhin nach Beweisen, dass Neonazis auf einer Baustelle des Immobilienmoguls Hartmut Osterkamp die Leiche ihrer ehemaligen Kollegin verschwinden ließen.
Vincents Fall
Vincent Veih untersucht zur selben Zeit den Mord an der Tochter eines relativ bekannten Psychiaters. Zuerst geht der Kommissar von einer Beziehungstat aus, aber dann tauchen viele Fragen auf, die diese Arbeitshypothese in Gegenteil verkehren. Schnell findet Kommissar Veih sich in einem gefährlichen Gemisch aus politischen Intrigen, blanker Wut und nackter Gier wieder.
Komplexes Geschehen
Die beiden Geschichten, die sich, wie erwartet, irgendwann zu einer Geschichte entwickeln,ist wieder sehr spannend und sehr komplex. Sehr viele Charaktere und ebenso viele Handlungsfäden haben mich zwischendurch aber auch schon mal ein bisschen verwirrt, was durch die vielen kurzen Kapitel nicht unbedingt besser wurde. Andererseits wird natürlich durch die hohe Anzahl an Kapiteln und Perspektiven das Tempo durchgehend hoch gehalten.
Spannende Zusammenarbeit
Auch die beiden Protagonisten Melia Aden und Vincent Veih sind sehr unterschiedliche Charaktere, die deswegen eben auch ganz unterschiedlich an die Lösung ihrer Aufgaben herangehen. Das führt immer wieder zu kleineren Konflikten, allerdings sind beide professionell genug dabei das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Mir haben ihre gelegentlichen Streitereien gut gefallen, weil sie in bisschen Normalität in das politisch motivierte Chaos brachten.
Ausdrucksweise
Was mir in diesem Buch oft nicht gefallen hat, ist die derbe, rohe und oft “prollige” Sprache, die hier ein realistisches Bild verschiedener, in das Geschehen involvierter, Gruppen verdeutlichen soll. Ich kann diese Art sich auszudrücken nicht leiden und ich mag das vor allem nicht lesen - auch wenn es mir irgendetwas verdeutlichen soll. Aber das ändert natürlich nichts an den Realitäten, die diesem Buch zugrunde liegen. Dabei geht es um politische Interessen, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Korruption und Vorteilsnahme an allen Ecken und Kanten.
Realität und Fiktion
Natürlich ist die Stunde der Wut eine fiktive Geschichte mit vielen brisanten Themen, die aber jedem der gelegentlich Nachrichten hört, sieht oder liest sehr bekannt vorkommen. Manchmal resultierte für aus diesen doch irgendwie bekannten Schlagworten wie Gentrifizierung, Antifa, Neonazis, Beeinflussung durch Social Media, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen - ein Punkt, der mir dann wirklich gut gefällt..
Mein Fazit:
Die Stunde der Wut von Horst Eckert ist ein komplexer und sicher auch manchmal anstrengender, aber immer auch sehr spannender und aktueller Thriller - sehr lesenswert und gut durchdacht.