Rezension

Fakten, Hintergrundinformationen und Erklärungen "lebendig" zusammengefasst

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit -

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
von Mai Thi Nguyen-Kim

Bewertet mit 5 Sternen

Anders als erwartet - besser als erwartet

zu dem Buch greifen. Mai Thi Nguyen-Kim macht die Sendungen wirklich toll. Aber kann sie das auch in einem Buch umsetzen? Antwort vorweg: Ja. Ihre kleinen Zwischenkommentare sind manchmal einfach herrlich!

Auch, wenn es die Autorin nicht versteht, gehöre ich noch zu der Sorte von Menschen, die sich übermäßig für Chemie interessieren. Klar ist es interessant, aus welchen Molekülen der Mensch so aufgebaut ist... Aber ich habe jetzt noch nie abends auf der Couch gesessen und mich z. B. gefragt, ob die Anzahl der Finger nun erblich oder genetisch bedingt ist. 

Und dennoch war das Kapitel über die vermeintliche Erblichkeit der Intelligenz mit das spannendste Thema. Wobei der Rest diesem Kapitel an sich in nichts nachsteht. 

Gut fand ich, dass die einzelnen Kapitel selten in schwarz und Weiß geendet sind. Sie hat Fakten auf den Tisch gelegt, Methodiken erklärt und deren Auswertung durchleuchtet. Was man am Ende davon halten könnte, hat sie meist dem Leser überlassen, auch wenn man natürlich auch ihre Meinung dazu gelesen hat.

Auch hat sie damit für mich ein anderes Licht auf so manche Themen und Fragen geworfen. Homöopathie war eines davon. Ich bin zwar immer noch der Meinung, dass das wirkt oder wirken kann. Aber sollte ich jemals einen Heilpraktiker aufsuchen, werde ich ganz genau hinschauen. Auch das Thema Tierversuche und deren Notwendigkeit fand ich sehr erleuchtend. Wirklich ein unschönes Thema und dennoch fand ich es sehr empathisch dargestellt.

Generell kann ich ihre Kritik an der aktuellen Diskussionskultur nur nachvollziehen und stimme mit ihrem Schlusssatz absolut überein: 》Ich hoffe, dass meine Tochter irgendwann dieses Buch liest und mich dann fragt, warum wir damals eigentlich so seltsam waren. 《