Rezension

Familienverhältnisse

Die Wütenden und die Schuldigen -

Die Wütenden und die Schuldigen
von John Düffel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Autor stellt uns hier ein besonderes Familiengefüge vor. Wie so oft hakt und ruckelt es an einigen Stellen bei den Protagonisten, hier haben sich die Probleme aber teilweise schon jahrelang ohne Lösung aufgehalten und daher festgefressen. Schuldgefühle schwelen schon lange vor sich hin, Wut und Frust haben sich verhärtet, ungeliebte Rollen wurden vergeben und können nicht abgestreift werden. Der Titel des Buches trifft es daher auf den Punkt. Er kommt auch in einem besonderen sehr passenden Zusammenhang im Text vor. 

 

Hauptpersonen sind ein ehemaliger Pfarrer, der in der Uckermark im Sterben liegt. Seine Enkelin Selma besucht ihn mit einer Palliativmedizinerin. Ihr Bruder ist im Sex- und Drogenrausch abgedriftet und die Mutter, die das nicht ertragen kann, verlässt die Wohnung und quartiert sich bei einem Rabbi ein. Eine weitere Person, um die es immer wieder geht, tritt nicht in Erscheinung, sondern wird regelmäßig von den anderen erwähnt. 

 

Es wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, dadurch wird jeder Charakter mal in den Fokus genommen. Insgesamt betrachtet gefiel mir der Plot recht gut, aber leider waren einzelne Teile von Niveau her wesentlich schwächer als andere, dadurch ergaben sich Längen. Die Frage nach dem richtigen Weg, nach einem Sinn im Leben und vernünftigen Beziehungen ist aber sehr aktuell und wird viele Leser ansprechen.

Die Probleme der einzelnen Personen sind durchaus realistisch, eine Verstärkung erfährt die Situation noch durch die Beschränkungen der Coronazeit.