Rezension

Im Angesicht des Todes

Die Wütenden und die Schuldigen -

Die Wütenden und die Schuldigen
von John Düffel

Die Wütenden und die Schuldigen – John von Düffel

Richard, ein ehemaliger protestantischer Pfarrer hat nicht mehr lange zu leben. Um ihn geht es hier in diesem Roman. Um seinen Rückblick auf das Leben, auf seine Schuld und Versäumnisse. Aber auch die Angehörigen werden beleuchtet. Der Sohn in der Psychiatrie. Die Schwiegertochter, die ihre zweiwöchige Quarantäne mit einem Rabbi verbringt und neue Erkenntnisse erlangt. Die Enkelkinder Selma und Jakob, von denen jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Eigene Leben und doch eng miteinander verflochten.

Über Holger, den Sohn, der sich nach einem Suizidversuch in der Psychiatrie befindet, erfährt man konkret am Wenigsten. Er ist vielmehr der wunde Punkt, die Leerstelle, die sie alle verbindet.

Gerade die Situation des Lockdown verschärft etliche bereits vorhandenen Konflikte. Die Figuren machen sich Gedanken über die Vergangenheit und die Zukunft. Insbesondere der Rabbi hält zahlreiche weise Aussagen über das Leben bereit.

Hochinteressante Themen. Woran liegt es nur, dass ich mich dennoch immer mal wieder gelangweilt habe? Zu den Figuren konnte ich leider überhaupt kein Gefühl aufbauen. Der ständige Wechsel zwischen den Perspektiven hat mich zunehmend ermüdet. Die Geschichte konnte mich nicht berühren.

Immer mal wieder stachen Szenen hervor, die geradezu provokativ abstoßend (teils brutal, teils eklig) ausgeführt waren. Meiner Meinung nach unnötig.

Insgesamt ein spannendes Thema, das mich in der Ausführung leider nicht so ganz überzeugen konnte. 3 Sterne.