Rezension

Fesselnder Roman

Der Choral der Hölle -

Der Choral der Hölle
von André Milewski

Bewertet mit 5 Sternen

„...Orang Alijeh ruht nur kurz, er wird sich erneut erheben, viel schrecklicher als zuvor. Und dann wird nichts und niemand vor seinem Zorn sicher sein...“

 

Diese Worte fallen im Jahre 1680 nach dem Ausbruch eines Vulkans auf Krakatau. Die Einheimischen in Batavia nennen ihn Orang Alijeh. Doch es sollten 203 Jahre vergehen, bis sich die Worte bewahrheiten.

Im Jahre 1883 macht sich Leonhard Mahler auf den Weg nach Batavia. Er hofft, dort Unterkunft und Arbeit bei seinem Onkel zu erhalten. Die Reise verdient er sich als Matrose im Kesselraum des Schiffes.

In Batavia werden Bimo und Femke als Taschendiebe erwischt. Ludger Mahler aber lässt Bimo auf unauffällige Art gehen. Trotzdem hofft er auf den Dank des Bestohlenen. Er soll ihm die Türen zu Johan Van Leuwen, einem gerissenen Geschäftsmann, öffnen.

In Anjer tritt mit Tuah ein Einheimischer seine Stelle als Leuchtturmwärter an.

Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil ist ausgereift und abwechslungsreich. Gekonnt beschreibt der Autor die Schiffsreise von Leonhard, aber auch das alltägliche Leben in Batavia. Scheinbar geht alles seinem üblichen Gang.

Die Niederländer bilden sich ein, ein Segen für die Inseln zu sein. Das klingt dann so:

 

„...Sonst würde er wissen, dass die Einheimischen hier ohne unser Zutun völlig verwildern würden. Sie benötigen die Führung einer starken Hand...“

 

Ludger hat einen raffinierten Plan und hofft auf das große Geld. Worum es genau geht, erfahre ich erst einige Zeit später. Da aber ist fast schon nichts mehr wie zuvor.

Der erste, der ahnt, dass sich was Außergewöhnliches anbahnt, ist der Leuchtturmwärter. Er spürt ein Schwanken der Luft und sieht ein wie gefrorenes spiegelglattes Meer. Nur wenigen Minuten später aber ist alles vorbei.

Nach dem ersten Ausbruch begibt sich eine Wissenschaftlerdelegation in die Nähe des Vulkans. Sie sind sich nicht sicher, glauben aber, dass der Ausbruch so gut wie überstanden ist.

Währenddessen geht auf Java das Leben normal weiter. Leonhard ist mittlerweile angekommen und wird von seinem Onkel sofort mit Arbeit eingedeckt. Ein Zirkus ist in der Stadt erschienen und unterhält die Leute.

Sehr anschaulich wird die Lage im Moment des zweiten Ausbruchs und der nachfolgenden Naturkatastrophe beschrieben. Genau zu dem Zeitpunkt hat sich die Handlung nach Anjer verlagert. Jeder ist dort damit beschäftigt, sein Leben zu retten. Eine Flutwelle nie gekannten Ausmaßes rollt auf den Strand zu. Vom Leuchtturm aus sieht Tuah das so:

 

„...Das Meer, Sekunden vorher noch ruhig und spiegelglatt, war jetzt in einem nie gekannten Aufruhr. Es verhielt sich völlig unnatürlich, schwappte wild auf und ab und wirkte wie ein wahrer Hexenkessel...“

 

Wissenschaftliche Fakten werden geschickt in die Geschichte integriert, so die Vorgänge beim Ausbruch eines Vulkans und die Zusammensetzung und Verwendung von Bimsstein.

Einige Fotos veranschaulichen das Geschehen.

Ein Personenregister und ein informativen Nachwort ergänzen die Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verfügt über einen hohen Spannungsbogen und schildert die Katastrophe realistisch.