Rezension

Fotos als Erinnerungsquelle

Klack - Klaus Modick

Klack
von Klaus Modick

Bewertet mit 5 Sternen

In dem in der Gegenwart spielenden, aus der Perspektive des Protagonisten Markus dargestellten Epilog findet dieser auf dem Dachboden einen Karton mit Gegenständen aus seiner Jugend, u.a. eine an der Losbude gewonnene Rollfilmkamera Agfa Clack, die dem Buch seinen Namen gegeben hat. Der Fund von Kamera und mit ihr gemachter Schwarz-Weiß-Fotos rufen in Markus Erinnerungen wach, die kapitelweise niedergeschrieben sind. Die Kapitelüberschriften sind identisch mit Markus rückseitigen Beschriftungen auf den Fotos. Zu Anfang jedes Kapitels wird kurz auf ein Foto eingegangen sowie allgemeine Gedanken zum Zusammenhang zwischen Fotos und Erinnerung geäußert (z.B. „Das Foto ist keine Kopie der vergangenen Wirklichkeit, sondern eine Hervorbringung dessen, was wirklich passiert ist, eine Erinnerungsquelle, die, lange vergessen, beim Anblick des Fotos zu sprudeln beginnt.“ – S. 61). Im Folgenden ist die mit dem jeweiligen Foto verbundene Geschichte niedergeschrieben. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit geschieht auch optisch durch unterschiedliche Schriftbilder. Mit dieser Erzähltechnik erfährt der Leser Details zu Markus Leben in den Jahren 1961 und 1962, als er 14 bzw. 15 Jahre alt war.

In Markus werden zunehmend männliche Gefühle wach. Diese will er gerne mit Clarissa Tinotti ausleben, der Nachbarstochter eines italienischen Fremdarbeiters. Markus Liebe entspringt letztlich aber mehr seinem Wunschtraum als der Gegenseitigkeit und bleibt unerwidert. Auch die familiären, sozialen und geschichtlichen Verflechtungen von Markus werden herausgearbeitet. Seine gutbürgerliche Familie nimmt teil am westdeutschen Wirtschaftswunder. Es ist die Zeit des Mauerbaus in der DDR und des kalten Krieges zwischen den Großmächten.

Der Roman bietet dem Leser viel historisches und politisches Wissen über das Deutschland der Aufbaujahre nach dem Zweiten Weltkrieg – eine Zeit, in der der Autor selbst heranwuchs und so manches geschilderte Ereignis deshalb sicher seiner persönlichen Erinnerung entspringt. In einem Leser wie mir (in den 60er Jahren geboren) lässt das Buch angenehme Erinnerungen wach werden, und sei es nur, dass eine Kugel Eis 20 Pfennig gekostet hatte oder eine Kinokarte 1,- DM.

Die Kürze des Buchtitels, der vom potentiellen Leser anfänglich kaum eingeordnet werden kann, lässt gar nicht vermuten, dass hinter dem Buch eine solch ansprechende, gehaltvolle Geschichte steckt.