Frauen gehen ihren Weg
Bewertet mit 4 Sternen
Diese Mischung zwischen Familiengeschichte und Kriminalroman erzählt die Lebensgeschichte dreier Frauen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 2001 - Großmutter, Mutter und Tochter, alle den Namen Maria tragend. Die erste („Die Alte“) erbt das Weingut „La Principal“ und wird, obwohl eine Frau, zur mächtigsten, dennoch anerkannten Frau der Gegend. Als Herrin des Guts sieht sich Ihre Tochter im Jahr 1940 mit den polizeilichen Ermittlungen in einem Mordfall konfrontiert, nachdem einige Jahre zuvor auf ihrem Anwesen ein Toter gefunden wurde. Dabei wird so manches gut gehütete Familiengeheimnis aufgedeckt. In der Gegenwart reden die Enkelin und ihr Vater über die Vergangenheit und erhält die dritte Maria dessen Memoiren zur Einsicht.
Das Buch hat für mich deshalb einen besonderen Reiz, weil es so viel Stoff verarbeitet. Im Vordergrund steht natürlich die Rolle der Frau in Spanien in den etwa letzten hundert Jahren, dargestellt anhand der drei Marias. Alle sind selbstbewusste Frauen, die untypisch für ihre jeweilige Generation ihren eigenen Weg gehen. „Die Alte“ geht in einer von Männern beherrschten Welt in ihrer Position als Leiterin eines Weingutes auf. Ihre Tochter nimmt sich wider jegliche Konventionen einen homosexuellen Angestellten zum Liebhaber. Die dritte Maria ist erfolgreiche Geschäftsfrau. Daneben werden der Bürgerkrieg, das Franco-Regime, die Rolle der katholischen Kirche zu dieser Zeit und die Behandlung von Homosexuellen thematisiert. Zu allem erfolgt eine gehörige Portion Kritik, ohne dass aber eine überspitzte Schwarz-Weiß-Malerei betrieben wird. Der Erzählstil zeichnet sich dadurch aus, dass aus der Perspektive verschiedener Romanfiguren erzählt und noch dazu zwischen mehreren zeitlichen Ebenen gesprungen wird. Rückblenden sind äußerlich durch Kursivdruck abgesetzt, was die Orientierung erleichtert.
Als Familiensaga und Zeitdokument spricht das Buch Leser von Frauenromanen und geschichtlich Interessierte gleichermaßen an.