Rezension

„Frostgras“ ist traurig und versteht dennoch glücklich zu machen

Frostgras - Angelika Lauriel

Frostgras
von Angelika Lauriel

Bewertet mit 4 Sternen

Julia lebt mit ihrer Mutter Grete alleine und fühlt sich von ihr zu sehr kontrolliert und behütet. Sie rebelliert gegen die Mutter und hat auch gerade deshalb den Entschluss gefasst nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Krankenschwester zu beginnen und von zu Hause fortzugehen. Dafür muss sie auch ihren langjährigen Freund Paul, den sie schon aus Kindertagen kennt, zurücklassen. Eine Begegnung mit einem dunkelhaarigen fremden jungen Mann im Zug bringt diesen Vorsatz jedoch ins Wanken. Der junge Mann vergisst sein schwarzes Notizbuch im Abteil, ein Notizbuch, das Gedichte und Gefühle sowie Zeichnungen enthält. Julia nimmt das Buch an sich und fühlt sich fortan dem Fremden sehr verbunden und nahe. Dieses Gefühl ist so stark, dass das junge Mädchen in Trier bleibt um zu studieren und zwar Psychologie. Auch der Unbekannte scheint zum Studium in dieser Stadt zu sein, aber so sehr Julia auch nach ihm sucht, er scheint unauffindbar. Julias Gefühlsleben wirft einen Schatten auf ihre Beziehung zu Paul, denn sie selbst ist ihm gegenüber nicht mehr ehrlich und offen und Paul merkt diese Veränderungen sehr stark. Aber auch Paul selbst verändert sich, seit er neue Freundschaften mit Kommilitonen eingegangen ist.

„Frostgras“ ist der erste Jugendroman der Autorin Angelika Lauriel. In diesem Buch geht es sehr emotional zu. Die Geschichte wird zum überwiegenden Teil abwechselnd aus der Perspektive von Paul und Julia dargestellt. Dabei erfährt der Leser viele Dinge über deren Kindheit, ihr Zusammenfinden und ihre Beziehungen zu anderen Personen wie Eltern und Freunde. Der Leser ist somit den handelnden Charakteren um einiges voraus, er hat mehr Wissen als sie und merkt schon ziemlich schnell, dass diese Geschichte auf ein Familiengeheimnis hinauslaufen wird. Dieses Geheimnis wird Julias Leben verändern.

Die Autorin versteht es den Leser zu fesseln und mit ihrer Geschichte zu begeistern. Als etwas störend habe ich persönlich die Zwiesprachen von Julia mit ihrer inneren Stimme empfunden, aber insgesamt gesehen war das nur ein minimaler Minuspunkt des Buches. Besonders interessant ist dagegen der Perspektivwechsel gegen Ende der Geschichte. Hier wird das Augenmerk auf eine weitere handelnde Person gelenkt und dadurch der Weg für ein richtig rundes Ende der Geschichte gelegt. Dennoch bleibt dem Leser am Schluss die Möglichkeit so manchen losen Faden gedanklich zu Ende zu spinnen. Perfekt!

„Frostgras“ ist traurig und versteht dennoch glücklich zu machen. „Frostgras“ ist Wahrheit und Lüge, Nähe und Distanz und Leben und Liebe. „Frostgras“ ist eine wundervolle Geschichte für Menschen jeden Alters, eine Geschichte über die Freundschaft und die Liebe.

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