Rezension

Tolle Geschichte, Stil manchmal etwas überladen

Frostgras - Angelika Lauriel

Frostgras
von Angelika Lauriel

Ich bin bei diesem Buch sehr hin- und hergerissen, weil ich die eigentliche Geschichte toll finde und auch die Art wie sie erzählt wird - eigentlich. Und trotzdem habe ich das Buch zwischendurch ewig lange zur Seite gelegt, weil ich mit ihm nicht ganz warm wurde. Warum? Ganz einfach, weil der Schreibstil mir streckenweise einfach ein bisschen zu kitschig, zu süßlich und mit zu viel Pathos untermalt war.

Okay, rein inhaltlich hat es mich auch manchmal auf die Palme getrieben, weil mir einige Charaktere einfach zu schwach und zu egoistisch waren, allerdings war hier eher das Problem, dass sie so gut beschrieben waren, dass es mich immer wieder geschüttelt hat und ich immer wieder das Gefühl hatte, ebenfalls eingeengt zu werden. In dem Fall also eine sehr gelungene Darstellung, da mich das Buch in der Hinsicht definitiv mitgenommen hat.
Und wer ist noch nie jemandem begegnet, der Kindern zu viel aufbürdet, der seine ganz eigenen egoistischen Gründe für etwas hat und dabei die ganze Zeit betont, dass er das ja nur für....wen auch immer getan/gesagt/gedacht/ge-irgendwas-t hat und dass er den anderen einfach nur schützen wollte. Oder vielleicht doch eher sich selbst?
Flucht ist keine Lösung und manchmal muss man anderen auch weh tun und sich frei strampeln, wenn man selbst mit sich ins Reine kommen will.
Manchmal muss man Strukturen aufbrechen, um wieder Luft zu bekommen und um sehen zu können, was man eigentlich wirklich hat.

Der Anfang, so wichtig die Entwicklung für die Geschichte ist, zog sich für mich etwas hin, dies war auch der Teil, in dem ich das Buch immer wieder aus der Hand legte und wieder etwas Zeit verstreichen musste, bis ich es wieder in die Hand nehmen mochte. Ab dem Moment allerdings, in dem Julia endlich anfing, ihr Leben in die Hand zu nehmen und sich aus den engen Grenzen, die ihre Mutter ihr gesteckt hat, zu befreien, flogen die Seiten nur so dahin. Die Intensität, mit der ihre Mutter ihr Leben bis ins kleinste Eck gemanaged hat und sogar Paul hier in einem nicht mehr akzeptablen Rahmen mit eingebunden hat, hat mich ziemlich wütend gemacht, muss ich gestehen.
Das Ende entwickelte sich dann für mein Empfinden recht schnell, war aber in sich rund und passte.

Gute drei Sterne, weil ich das Buch zwar mochte, ich mit dem Stil aber dennoch manchmal Probleme hatte.