Rezension

Gedankensammelsurium mit zerfleddertem roten Faden

Fuchs und ich -

Fuchs und ich
von Catherine Raven

Catherine Raven hatte es als Kind nicht leicht. Sie bringt einiges an Traumata und Phobien mit ins Erwachsenenleben und geht den - für jemanden mit ihren Wesenszügen - nachvollziehbaren Weg einer Wissenschaftlerin. Als promovierte Biologin, die sich unter anderem als Parkrangerin ihren Lebensunterhalt verdient, hat sie oft genug die Gelegenheit, sich mit Tieren und Pflanzen so intensiv einzulassen, dass sie die Menschen um sich herum nicht zu beachten braucht, was sie auch nicht will. Und worin sie auch nicht gut ist. 

In der Wildnis Montanas trifft sie schließlich einen kranken Fuchs, zu dem sie eine Beziehung aufbaut. Um diese Phase ihres Lebens kreist die Erzählung von 'Fuchs & ich', es handelt sich hierbei also um einen autobiografischen Roman. Doch wird hier nicht linear die 'Freundschaft' der beiden nacherzählt, das Buch ist durchzogen von Gedankengängen, Pflanzenkunde, Erinnerungen und Bemerkungen. Das kommt komplett willkürlich daher und ist selbst für geübte Leser eine Herausforderung. Es ist anstrengend, weil man der Autorin gefühlt nicht folgen kann. Zwischendurch wechselt auch spontan die Erzählperspektive, es spricht der Fuchs oder ein Vogel, es tauchen seltsame Kosenamen auf, die man erst einmal als solche erkennen und dann noch richtig zuordnen muss. 

So schwer, wie es die Autorin in ihrem Leben wohl mit Menschen hat(te), so schwer macht sie es der Leserschaft ihres Buches. Es verwundert nicht, dass sie kaum bis keine Freundschaften hat, denn sie ist schnell mit Verurteilungen anderer bei der Hand und zeigt keinerlei Empathie anderen Menschen und Meinungen gegenüber. Waffen z.B. sind ein Objekt, dem sie deutlich mehr Wertschätzung entgegenbringt als ihren Mitmenschen. Eine Sympathieträgerin ist sie definitiv nicht. Vielleicht ist die Unfähigkeit, sich auf andere Menschen einzulassen, ein Wesenszug, der auf einem Krankheitsbild beruht, das mag sein und kann ein Stückweit Toleranz gegenüber der Erzählweise hervorbringen. Für 400 Seiten kann ich diese Toleranz aber nur aufbringen, wenn ich genau mit dieser Sichtweise an das Buch herangehe: dass hier eine (sozial) kranke Person versucht, ihre wirren und sprunghaften Gedanken und ihre Isolation in der Natur in eine literarische Form zu bringen. GEWOLLT verworren und vage. 

Mein Problem mit dem Buch ist, dass ich diese Herangehensweise nicht hatte und etwas deutlich leichter verdauliches erwartet habe. Eine Fuchsfreundschaft wie bei Ayla (Silje Enin Matnisdal) oder Juniper (Jessika Coker) etwa, wo sich die 'Frauchen' durchaus der Unnatürlichkeit ihrer Freundschaft mit dem Tier bewusst sind und es dennoch auf sich nehmen, die Tiere in ihren Alltag zu integrieren, bzw. diesen auf die in der freien Natur nicht mehr überlebensfähigen Tiere umzustellen. Catherine Raven macht zu Beginn des Buches deutlich, dass sie eine Vermenschlichung (und Domestizierung) von Tieren ablehnt, es liest sich gar so, als würde sie das verurteilen, nur um den Rest des Buches genau DAS zu schildern. Wie sie Fuchs Gedanken zuschreibt, ihm vorliest und eine Beziehung zu ihm aufbaut. Sie will sich selbst, ihre Studenten und die Leser davon überzeugen, dass ihre Verbindung zu Fuchs ganz natürlich und zwingend entstehen musste und sie keine 'Schuld' daran trägt. Damit war sie bei mir allerdings nicht erfolgreich. 

Besserwisserisch, unsozial und belehrend, so würde ich die Autorin beschreiben wollen, wenn ich nicht befürchten würde, dass sie schlicht nicht anders kann. Mit dem Wissen um ihre persönlichen Herausforderungen sehe. ich in diesem Buch eher etwas wie eine Selbsttherapie der Autorin, ein Versuch, ihr Leben und seine Herausforderungen literarisch in Bildern einzufangen, uns anderen zu zeigen, was in ihrem Inneren alles vorgeht, das sonst nicht nach außen dringt, und zuletzt auch, uns ein größeres Gefühl für die Verbindung von Mensch und Natur näherzubringen. Aus diesem Blickwinkel ist es dann zu einem gewissen Grade interessant und bewegend. Aber eine Leseempfehlung kann ich leider absolut nicht aussprechen, die Lesezeit ist besser investiert in anderen Werken.