Rezension

Gefühlsachterbahn

Felix Ever After
von Kacen Callender

Bewertet mit 3 Sternen

So eine Gefühlsachterbahn hatte ich beim Lesen schon lange nicht mehr

Felix Love ist 17 Jahre alt und Transgender. Als er eines morgens seine Schule betritt, trifft es ihn wie der Schlag. Jemand hat Fotos von ihm vor der Transition zusammen mit seinem Deadname öffentlich ausstellt. Zum Glück hat Felix eine Ahnung, wer der Übeltäter sein könnte. Declan Keane, der keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Felix macht. Um Declan ein Geständnis zu entlocken, beginnt Felix anonym mit ihm zu schreiben. Und merkt dabei, dass Declan vielleicht doch kein so übler Kerl ist…

„Felix Ever After“ ist ein queeres Jugendbuch von Kacen Callender. 

Felix Love steht im Mittelpunkt der Geschichte und trägt, wie die meisten Jugendliche, einen Haufen Probleme mit sich herum. Dadurch werden viele Themen behandelt und es gibt automatisch viele abwechslungsreiche Handlungsstränge. Manche tiefsinnig, andere eher weniger. Aber gerade diese Mischung macht Felix als jugendlichen Protagonisten so authentisch und nachvollziehbar. Seine Art, an die Probleme heranzugehen, zeugt von seiner altersbedingten Unerfahrenheit, die ihn als Charakter sehr liebenswert macht. Er macht im Laufe der Geschichte eine unglaublich große Entwicklung durch. 

Leider finde ich beinahe alle Nebencharaktere ziemlich unsympathisch. Sie gaben mir ein schlechtes Gefühl und ließen mich nicht so richtig in der Geschichte ankommen. Sie sind zwar gut ausgearbeitet und treiben auf ihre Weise die Story voran, aber ich bin auch froh, dass ich sie nicht im wahren Leben kenne, denn viele Beziehungen haben sich einfach nur toxisch angefühlt. Außerdem gab es immer wieder Ungereimtheiten im Verhalten mancher Charaktere, die ich nicht nachvollziehen konnte. 

Die Liebesgeschichte beginnt relativ spät und nimmt nur langsam Fahrt auf, aber gerade das finde ich sehr glaubwürdig. Ein bestimmter Aspekt, der die Liebesgeschichte betrifft, wurde in „Felix Ever After“ zum ersten Mal realistisch dargestellt. Allerdings hat Kacen Callender den Leser:innen dadurch die Möglichkeit genommen, wirklich tief in die Liebesgeschichte einzutauchen. 

Kacen Callender schafft es, alle unbekannten Begriffe und Abläufe auch Laien gut und verständlich zu erklären. Außerdem finde ich die Sprache und sämtliche Dialoge sehr authentisch, ich kann mir gut vorstellen, dass sie so auch im wahren Leben so stattfinden. Die Geschichte arbeitet mit dem Stilmittel vieler Gegensätze. Dadurch werden alle Seiten nachvollziehbar beleuchtet. Durch die richtige Anwendung von geschlechterneutralen Pronomen und geschlechtergerechter Sprache wird man als Leser:in ganz automatisch daran herangeführt und gewöhnt. Den Deadname von Felix nicht zu nennen ist ebenfalls ein tolles Stilmittel und Statement von Kacen Callender.  

Zwischendurch habe ich leider ein paar Rechtschreibfehler entdeckt. Das finde ich sehr schade, vor allem, weil das Buch vom Verlag so stark beworben wird. 
So eine Gefühlsachterbahn hatte ich beim Lesen schon lange nicht mehr. Von positiv bis negativ waren alle Gefühle dabei und haben sich rasant abgewechselt. Alles in allem handelt es sich um ein aktuelles Jugendbuch mit vielen wichtigen Themen, dessen Ausgang mich unerwartet überraschen konnte. 

Wenn dir unsympathische Charaktere nichts ausmachen und du gerne mehr über die verschiedensten LGBTQIA+ Themen erfahren und lernen möchtest, dann lies doch dieses Buch!