Rezension

Gelungene Fantasy

Greatcoats - Blutrecht - Sebastien De Castell

Greatcoats - Blutrecht
von Sebastien de Castell

Bewertet mit 4 Sternen

Blutrecht kommt als klassische Fantasy und einer Mischung aus High- und Heroic-Fantasy daher, die leider ohne eine Karte auskommen muss. Falcio, der erste Kantor der ehemaligen Greatcoats, berichtet aus seiner Perspektive eine Episode seines Lebens, nämlich die, in der er den an ihn gestellen Auftrag seines ermordeten Königs erfüllt. Nebenbei lässt er in Rückblicken den Leser daran teilhaben, wie die Greatcoats wieder vom König ins Leben gerufen wurden und von ihm den letzten Auftrag erhielten, sich nicht zu wehren und die Stadt und die Königsburg kampflos dem Heer der Herzoge zu übergeben. Dass der König dies nicht überleben würde, war klar, doch seine Hoffnung, dass die Greatcoats überleben würden, und sie seine persönlichen Auftrage erfüllen können, hat sich leider nicht bewahrheitet, denn ihrer Aufgabe und ihrer Stellung beraubt, zerfiel der Orden schnell und die ehemaligen Rechtsprecher, sind nun selbst oftmals Banditen und Diebe aus der Not heraus. Nicht so Falcio und seine Kameraden Kest, der beste Schwertkämpfer, und Brast, der beste Bogenschütze der Greatcoats. Sie schließen sich auf der Suche nach den Edelsteinen des Königs einer Karawane an und geraten mitten in einen Streit um die Nachfolge des Königs. Intrigen gilt es abzuwehren und ein adeliges Waisenmmädchen zu retten, doch werden sie es schaffen, ohne die Stärke der gesammelten Greatcoats?
Mir hat Blutrecht wirklich sehr gut gefallen. Die Ich-Perspektive wird hier sehr geschickt eingesetzt, indem immer mal wieder Falcios Erinnerungen in die Haupthandlung als regelrechte Rückblenden einfließen und so nicht nur die Vergangenheit offenbahrt, sondern auch so manches Geheimnis lüftet. Der Schreibstil des Autoren leistete den Beitrag dazu, dass sich das Buch sehr leicht und gut lesen ließ. Die Handlung ist spannend und mündet in einem solchen Finale. Allerdings muss ich gestehen, dass mir in diesem Buch ein klein wenig der rote Faden gefehlt hat – was prinzipiell eher authentisch war. Denn der Leser weiß eben nur so viel wie Falcio und dieser hat einfach keine Ahnung, wie es mit sich und seinen beiden Kumpanen, aber auch mit der Welt in der er lebt, weiter gehen soll, da er zwar versucht den Auftrag zu erfüllen, den der König ihm gegeben hat, er eigentlich aber keine Ahnung hat, was er sucht und vor allem wo. So schlittert er planlos in dieses Abenteuer, von dem ich aber auch lange Zeit keinen möglichen Ausgang gesehen habe. Dies hat mich beim Lesen nun nicht direkt gestört, aber ein Fragezeichen hing mir bildlich gesehen über dem Kopf. Denn führt man dies weiter, weiß ich nun auch nicht, wie die Reihe weiter gehen soll, denn dieses Buch ist völlig in sich abgeschlossen und könnte auch so für sich stehen, ohne Teil einer Reihe zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass es nun im nächsten Buch bzw. in den nächsten Büchern immer wieder neue Episoden mit den Greatcoats geben wird, aber worum es da gehen soll, weiß ich nicht und was ein mögliches Reihen- bzw. Trilogie-Finale sein soll auch nicht. Doch auch wenn solch ein roter-Reihen-Faden (noch) nicht zu erkennen ist, hat die Geschichte ausreichend Potential, um fortgeführt zu werden. So würde mich z.B. diese Fecht-Sprache der Greatcoats interessieren.

Fazit: Blutrecht ist ein gelungener, solider Auftaktband einer Serie oder was auch immer, der es meiner Meinung nach jedoch momentan an einem roten Faden mangelt. Das Buch ist jedoch gut geschrieben und lässt sich prima lesen, was vor allem auch an der gut eingesetzten ich-perspektivischen Erzählung liegt. Mir haben Buch und Charaktere zwar wirklich gut gefallen, aber ob ich die Fortsetzung(en) lese, werde ich wohl davon abhängig machen, wie viel und was ich zum Erscheinen des nächsten Teils zu lesen habe. Denn das Buch ist zwar gut, aber dennoch nur durchschnittlich und nicht herausraugend. Wer jedoch auf der Suche ist, nach guter, solider High-Fantasy, der kann hiermit eigentlich nicht viel falsch machen!