Rezension

gelungener Chat-Roman mit ganz eigenem Charme

Häkelenten tanzen nicht. Ein Chat-Roman - Alexandra Fuchs, Jennifer Wolf

Häkelenten tanzen nicht. Ein Chat-Roman
von Alexandra Fuchs Jennifer Wolf

Bewertet mit 5 Sternen

Vermutlich ist es vielen schon einmal so ergangen wie Sam. Man will nur schnell eine Nachricht verschicken und nimmt dann die falsche Nummer oder hat sie falsch eingespeichert. Dann lesen Menschen, die davon gar nicht betroffen sind, zum Teil sehr persönliche Nachricht und klären das Missgeschick auf oder man hört einfach mal nichts. So hat auch bei Alice und Sam alles begonnen. Alice, die nicht der gewünschte Frank ist, antwortet auf Sams teilweise schon verzweifelte Nachrichten. Was nur eine nett gemeinte Aufklärung sein sollte, wird bald zu viel mehr. Eine Nachricht folgt der nächsten und schon bald können sie nicht mehr aufhören, sich zu schreiben.

 

Sam ist Krankenpflege-Azubi in Hamburg und steht kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung. Seine Arbeit macht ihm viel Spaß und er hat tolle Freunde um sicher herum, die gern für ihn da sind. Er ist eine ganz sympathische Figur, mit all seinen Eigenheiten und Besonderheiten. Was Sam richtig ausmacht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, auch wenn es eine zentrale Rolle im Buch einnimmt.

Alice wohnt in Konstanz und steht kurz vor ihrem Abitur, in ihrem Herzen ist sie jedoch Tänzerin. Disziplin, Ausdauer und hartes Training ist sie gewohnt und so ist sie eine echte Kämpfernatur, auch wenn es um ihr Privatleben geht. Bevor sie versehentlich Nachrichten von Sam erhalten hat, hätte sie sich wohl nicht träumen lassen, wie sich ihr Leben verändern wird.

Sam und Alice haben beide einen aufgeweckten Freundeskreis, der sich gern mal einmischen und ab und an auch größere Sorgen und Probleme verursacht. Diese Konstellationen bringen zusätzliche Spannung und unerwartete Wendungen.

 

Der Schreibstil von Jennifer Wolf und Alexandra Fuchs ist angenehm und flüssig. Die geschriebenen Nachrichten fügen sich gut aneinander, die Figuren gehen aufeinander ein und so ergibt sich komplexes, stimmiges Gesamtbild. Da es sich um einen Chat-Roman handelt, gibt es im Buch keine direkten Gespräche oder Aufzeichnungen über Telefonate, diese werden höchstens rückblickend mit erwähnt. Es dreht sich nicht immer nur um die Gespräche zwischen Sam und Alice, auch die Freunde und einige Familienmitglieder kommen persönlich zu „Wort“. So entstehen Unterhaltungen zwischen verschiedenen Personen, hinzu kommen noch die öffentlichen Facebook-Posts, die für eine gelungene, abwechslungsreiche Mischung sorgen. Es ist sehr authentisch und der modernen Welt, in der die jungen Erwachsenen leben angepasst.

Die Leben von Alice und Sam haben zwar einige Schnittpunkte, doch könnte man trotzdem sagen, dass sie in anderen Punkten kaum verschiedener sein könnten. Große Herausforderungen und Barrieren, die überwunden werden müssten, um ihre Welten zu vereinen. Ob das den beiden wirklich gelingen wird? Noch dazu auf eine Entfernung von etwa 800 Kilometern…

Individualität, Freundschaften, Vertrauen, Ängste, Zukunftsträume und Hoffnung sind einige der Themen, um die es sich im Verlauf der Handlung immer wieder dreht. Das Buch ist sehr vielseitig und hat ganz besondere Elemente, die den Leser in eine Welt mitnehmen, über die man sich sonst wohl nicht so viele Gedanken macht, wenn man nicht selbst betroffen ist.

Die kleinen Krankenpflege-Einschübe fand ich persönlich sehr witzig, da ich selbst Krankenschwester bin und mich in Sams Lage reinversetzen kann. Das Umfeld ist bei Auszügen aus dem Arbeitsleben nicht immer ganz so erfreut, einige reagieren schockiert, andere ekeln sich… ganz normale Reaktionen, die wohl jeder kennt, der in dem Bereich arbeitet. Im Buch war es ähnlich und es passte einfach super in die Handlung hinein.

Besonders schön finde ich auch, dass die Häkelenten immer wieder eine Rolle spielen. Dadurch wird auch der Titel des Buches immer wieder aufgegriffen und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.

 

Eine berührende, bewegende Geschichte, die mich zum Lachen, Grübeln und Weinen gebracht hat. Die beiden Autorinnen überzeugen mit authentischen, sympathischen Figuren, einer tollen Sprache und einigen kleineren und größeren Besonderheiten, die das Buch zu einem schönen Erlebnis werden lassen.