Rezension

Gelungener Regionalkrimi

Die Kuh kennt keinen Feiertag - Bernd Gunthers

Die Kuh kennt keinen Feiertag
von Bernd Gunthers

Bewertet mit 5 Sternen

~~Die Kuh kennt keinen Feiertag und im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass es für Milka keinen Feiertag gibt. Auch wenn an ihrem Geburtstag nur das morgendliche Melken an ihr hängenbleibt und die anderen Pflichten quasi als Geschenk von den Familienmitgliedern übernommen werden.
Eine besondere Überraschung hat sich wohl ihr langjähriger Nachbar Max ausgedacht, er will sie mit einem Ultraleichtflieger besuchen, aber kurz vor dem Ziel stürzt er ab und überlebt das Unglück nicht.

Unglück – das mag Milka gar nicht glauben und mit der ihr eigenen Beharrlichkeit macht sie sich auf Spurensuche. Nicht unbedingt zur Freude ihres Freundes Paul, der der ermittelnde Beamte im Kommissariat ist und anfangs eher zur Unfalltheorie neigt. Milka bohrt tiefer und plötzlich mehren sich die Spuren und Hinweise, dass dieser Absturz gezielt herbeigeführt wurde. Eine der Spuren führt in die Kunstszene, Max hatte in diesem Sektor gearbeitet und Gutachten erstellt. Auch wenn sie sich den Zorn von Paul Eichert zuzieht, den ihre Einmischung zunehmend nervt, lässt Milka nicht locker.

Das Hohenloher Land muss eine Gegend mit viel krimineller Energie sein, die sich glücklicherweise immer in Buchform niederschlägt. Bernd Gunthers ist nun der dritte Autor aus diesem Landstrich, dessen Krimi ich gelesen habe. Das Buch war eine Überraschung für mich. Ich mochte den Plot, der wirklich sehr fein und verzwickt ausgedacht ist und mich lange im Dunkeln ließ. Aber vor allem mochte ich Milka, nicht zart schmelzend wie der Name suggeriert, sondern klug, zupackend und energiegeladen. Sie geht mit Verve und Logik ihren Spuren nach.

Aber auch die Nebenfiguren habe ich gemocht, allen voran Professor Ebert, den ich mir auch in weiteren Büchern wünschen würde.
Die Landschaft ist ebenfalls trefflich in Szene gesetzt. Aber was mir besonders gut gefiel, war der feine Wortwitz. Immer wieder musste ich über einzelne Beschreibungen schmunzeln,  z.B. ein Smartphone das mit seinem Logo Bezug auf die Streuobstwiesen nimmt. Auf diese Idee muss man erst mal kommen. Ich mag auch Dialekte sehr gern und hier haben mir die Einsprengsel ebenfalls gut gefallen. Nur manchmal, und das ist Jammern auf hohem Niveau, spürt man in einzelnen Wendungen, dass der Autor bisher nur mit Sachbüchern in Erscheinung getreten ist.
Wenn ein Buch in dieser Gegend spielt, darf auch das Kulinarische nicht zu kurz kommen. Schließlich hat auch Schwäbisch-Hällische Landschwein einen überragenden Ruf und beschriebenen Leckereien runden das Buch ab.

Milka hat das Zeug zu einer guten Ermittlerin und zusammen mit ihrem KHK Paul ergibt das ein gutes Gespann und freue mich, dass bereits ein zweites Manuskript in Pipeline ist.