Geschichte einer Verwirrung
Bewertet mit 4 Sternen
So beginnt Julia Schochs erster Teil der Trilogie „Biografie einer Frau“, in dem sie den Gedanken der Ich-Erzählerin folgt. Die Mutter von zwei kleinen Kindern steht gerade vor einer Reise nach Bowling Green, wo sie für ein halbes Jahr in einem Literaturinstitut einen Lehrauftrag angenommen hat. Begleitet wird sie von ihrer Mutter, die sich der Kinder annimmt, während sie selbst arbeitet. Sie erzählt, wie ihre Mutter einst das Geheimnis des Vaters entdeckt hat. Im Rückblick kann sie sich kaum an die Zeit in Amerika erinnern, die sie sehr verändert hat und in der das Verhältnis zu ihrem Mann erste Brüche bekommt. Es dauert Jahre, ehe sie Kontakt zu ihrer fremden Schwester aufnimmt und beginnt, ihr Trauma aufzuarbeiten.
Das Buch hat kurze Kapitel, die mich gleich in den Kopf der Erzählerin ziehen. Viele Gedanken kommen mir bekannt vor, auch wenn ich sie nie so in Worte kleiden könnte. An manchen Stellen ist es wie ein Blick in den Spiegel, wie ein Gespräch mit sich selbst. Mit ein wenig Abstand wird aber auch die Schizophrenie dieser Gedanken, die teilweise herunterziehen, deutlich. Nicht umsonst spricht sie auf Seite 89 von „der Geschichte einer Verwirrung“.
Dies war mein erstes Buch von Julia Schoch, die in Mecklenburg geboren wurde und in Potsdam, Paris und Bukarest studiert hat. Seit 2003 lebt sie als Schriftstellerin und Übersetzerin in Potsdam. Sie erhielt zahlreiche Preise für ihre Veröffentlichung und war Stadtschreiberin in Dresden und Rheinsberg. Auch wenn ich mich an manchen Stellen fragte, warum man all das aufschreibt, kann ich mir gut vorstellen, mich auch dem zweiten Band aus der Trilogie zu widmen, der den Titel „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ trägt.