Rezension

Geschichte mit hohem Potential, das nicht genutzt wurde

Am Anfang war das Ende - Stefan Casta

Am Anfang war das Ende
von Stefan Casta

Zitat:
„Heute ist Montag, und das spüre ich von Kopf bis Fuß. Montag, der Tag, der mit einem Erdbeben anfängt und mit einer Beerdigung endet.“
(S.17)

„Ein Zeitalter nach dem anderen liegt so in den Bergen, aufbewahrt in Streifen. Streifen aus erloschenem Leben.“
(S.42)

„Wir werden sterben, dachte ich und spürte sofort, dass ich das nicht wollte. Ich wollte nicht sterben!“
(S.71)

Inhalt:
Judit, Dinah, Gabriel und David besuchen die Kulturschule Vogelnest, eine Art Internat und bilden eine verschworene Clique. Gemeinsam gründen sie den Grünen Kreis, ein geheimer Zirkel.

Im November werden die einsetzenden Regenfälle immer gewaltiger und führen zu Überflutungen ganzer Landstriche. Doch damit nicht genug! Ein gewaltiger Orkan zieht über das Land. Die vier Freunde, die gerade ein Treffen des Grünen Kreises auf dem neuen Holzdeck der Schule abhalten, werden mit den Wassermassen mitgerissen. Tagelang treiben sie auf dem Wasser, bis sie endlich Land sichten. Doch sind sie wirklich gerettet? Die lebensfeindliche Umgebung stellt sie vor unglaubliche Herausforderungen. Und plötzlich bemerken sie noch ein wichtiges Detail. Sie sind offensichtlich nicht allein.
    
Meinung:
„Am Anfang war das Ende“ hat ziemlich überraschend seinen Weg zu mir gefunden. Der Klappentext jedoch versprach eine gute Geschichte. Und diese wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Und so kam es, dass ich mich gleich an der Seite von Judit wiederfand, die versuchte, mir ihr Leben näher zu bringen. Mit den sie umgebenden Charakteren hatte ich anfangs ein bisschen zu kämpfen, allein schon weil meine Konzentration durch Namen wie David Beckham, Judits Freund, und Red Bull, einem Lehrer, abgelenkt wurde. Doch das ist für mich selbstverständlich kein Hindernis.

Alles in allem fiel es mir dann auch im weiteren Verlauf nicht immer ganz so einfach, der Handlung zu folgen. Die Charaktere wurden bewusst flach gehalten und so ließ ich so manche von ihnen verursachte Wendung stirnrunzelnd über mich ergehen. Natürlich konnte mich diese Szenerie nicht vom Weiterlesen abhalten, da ich auf für mich notwendige Erklärungen hoffte, die ich nach und nach zumindest teilweise auch bekam.

Die Geschichte wird im personalen Stil in Gegenwartsform erzählt. Vorrangig erlebte ich hier Judits Gedankengänge. Wobei auch Judit mich oftmals im Unklaren über ihre Vorgehensweise ließ. Dennoch konnte ich mit ansteigender Seitenzahl auch bei ihr eine Entwicklung ausmachen. Insofern war Judit für mich auch grundsätzlich eine sympathische Protagonistin.

Als reifsten Charakter aus der Gruppe habe ich Gabriel wahrgenommen. Seine Handlungen waren im Ansatz oftmals durchdacht. Durchschauen konnte ich allerdings auch ihn nicht. Eine tiefere Beziehung zu den handelnden Personen aufzubauen, ist mir durch die genannten Einschränkungen dann leider insgesamt nicht gelungen.

Stefan Casta schafft es immer wieder, spannende Sequenzen anzudeuten, die bei einer konsequenten Weiterführung durchaus Potential für einen atemlosen Lesegenuss hätten. Zumindest im letzten Drittel der Geschichte kam bei mir das Gefühl auf, dass der Autor nun seinen Stil entsprechend gefestigt hat und mich nun auch an seine Idee binden konnte. Eingebaute illusionäre Handlungen bereiteten mir bis dahin immer wieder kleine Lesepausen, um den Zweck und die Notwendigkeit der Szene verstehen zu können, was mir leider auch nicht durchgängig gelang.

Zum Ende der Geschichte hin verschafft Stefan Casta seinem Plot nochmals einen schönen Spannungsbogen, den er ruhig ausgleiten lässt.  

Insgesamt fehlte mir bei „Am Anfang ist das Ende“ dann doch der rote Faden und ich hatte oftmals das eine oder andere Fragezeichen vor meinen Augen. Die empfohlene Altersempfehlung (10-12 Jahre) sehe ich aufgrund der in der Geschichte enthaltenen und beschriebenen Handlungen zumindest skeptisch. 

Urteil:
„Am Anfang war das Ende“ ist eine Geschichte mit einem hohen Grundpotential, das in Ansätzen genutzt wurde. Die zum Ende hin ansteigende Spannung und gefestigte Handlungen verschafften mir einen Lesespaß, für den ich knappe 3 Bücher vergebe.

Für alle Leser, die sich nicht ablenken lassen, Handlungen nicht hinterfragen müssen und Vorgaben in Geschichten ganz einfach akzeptieren.

Serie:
1. Am Anfang war das Ende
2. Originaltitel: Under Tiden

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